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Wien ist halt wirklich eine Musikstadt. Hier kommen die Kinder schon so musikalisch zur Welt, dass sie keinen Musikunterricht brauchen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass es in Wien nur 30 Musikschulen gibt, während es sogar in Vorarlberg 103 sind - und 420 in Niederösterreich. Kommen in Vorarlberg 95 Musikschulplätze auf 1000 Einwohner unter 30 Jahren, sind es in Wien nur zehn. Daher müssen hier auch jährlich an die 700 Kinder, die die Aufnahmeprüfung an eine Musikschule geschafft haben, abgewiesen werden.

Dafür gibt es in Wien so viele Musiklehrerinnen und -lehrer wie sonst nirgends. Nur: Sie müssen halt auspendeln. Denn wenn in Wien einmal eine Stelle an einer Musikschule frei ist, gibt es an die 80 Bewerber. Kein Wunder bei den wenigen Stellen. Schließlich hat in Wien ja nicht einmal jeder Bezirk eine Musikschule. Die Musikschule ist in Österreich Gemeindeangelegenheit. So kann jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen kochen. Und Wien kocht eben das dünnste und schlechteste.

Hat ja auch kein Geld, die arme Stadt.

Jüngste Verzweiflungsmaßnahme der Wiener Musikschulen: Wer über 25 ist, wird nicht mehr unterrichtet. Vehemente Platzprobleme drängen die von einer verantwortungslosen Kulturpolitik im Stich gelassenen Schulen zu diesem drastischen Schritt. Aber nicht jeder über 25 kann sich Privatunterricht leisten.

Doch die Rathaussozialisten haben wahrscheinlich ihre neoliberale Lektion gelernt: Wer über 25 ist, wird kein Berufsmusiker mehr, seine Ausbildung rechnet sich nicht. Dass aus ihren Reihen einmal Arbeitermusikvereine hervorgegangen sind, wissen sie wahrscheinlich selbst nicht mehr. Darum gibt es kein Geld. Und keine Musik: für 700 Kinder jährlich.

cornelius.hell@furche.at

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