MILITARISMUS UND ZIVILER GEIST. Die Demokratie In Deutschland. Von Karl Buehhelm. Kösel-Verlag, München, 1964. 2. Auflage. 143 Selten. Preis 8.80 DM.
Karl Buchheim liefert einen praktischen Behelf zur Geschichte der Entwicklung der Demokratie in Deutschland seit 1794, indem er alle die diese Entwicklung fördernden Kräfte untersucht: die Verfassungskämpfe von 1948, den aufstrebenden Klassenkampf, den Kulturkampf, den Gegensatz der Rheinlande zu Preußen — anderseits zeigt er die Gegenkräfte in der Person des Monarchen und der Armee. Letztere war es, die durch ihre Erfolge 1848, 1864, 1866, 1870/71, schließlich als Reichswehr Stütze der Weimarer Republik, die Politik ständig verpflichtend in ihren Bann zog. 1914 bis 1918 kam es durch das Erlahmen der politischen Kräfte einschließlich des sich zunehmend reserviert verhaltenden Kaisers soweit, daß Ludendorff die entscheidenden Befugnisse in sich vereinigen mußte, wozu er weder berufen noch vorbereitet war.
Wenn so viel vom „Militarismus“ als Hemmschuh oder Antithese der Demokratie gesprochen wird, trifft dies insoferne zu, als der preußische Militärgeist, der spater das ganze Deutsche Reich erfaßte, zum Nationalcharakter, gehörte und in der ..schimmernden Wehr“ eine Unterstreichung erfuhr, die ihm in Wirklichkeit gar nicht zukam, denn im Vergleiche mit den Rüstungen Frankreichs, Englands und sogar der kleinen Schweiz war das Deutsche Reich 1914 rüstungsmäßig im Rückstand.
Es ist eben recht problematisch, von Demokratie und Militarismus zu sprechen, wenn diese Begriffe nicht für den Einzelfall eindeutig umrissen werden. Feststeht, daß die politische Macht in Deutschland fast nie stark genug war, um die militärische Macht der Politik tunlichst unterzuordnen, daß es zumeist nicht gelang, die Harmonie unter den Staatszwecken zu erreichen. Als Hitler alle Macht an sich gerissen hatte, half ihm dies nicht, da er in Verkennung der realen Möglichkeiten und der nötigen Ausgewogenheit der staatspolitischen Instrumente die Wehrmacht überforderte.
