Plädoyer fürs Dazwischen-Sein

Star heißt Stern. Sterne leuchten in der Nacht und, so versichern uns die Poetinnen, sie trösten, weil sie uns die Unendlichkeit des Kosmos vor Augen führen. Unter dem Sternenhimmel wird manche bedrückende Alltagssorge klein und leicht. Denn hier wird mir bewusst: Ich bin eingebettet in ein großes Ganzes, das lange vor mir da war und über die begrenzte Spanne meines Daseins weit hinausreicht. Sterne können mich vom Kreisen um mich selbst befreien. Dem wichtigen, vielfach missbrauchten Wort #Interesse# geben die fernen Tröster seine lebensfreundliche Bedeutung zurück. Interesse heißt nämlich gerade nicht: nur Meines wollen. Inter-esse heißt: Dazwischen-Sein. Zwischen mir, dir, uns, euch, den Nahen und den Fremden und dem großen Ganzen.

Stars sind Menschen, die zu glamourösen Attraktionen werden. Sie haben erreicht, was andere sich nur wünschen: Schönheit, Reichtum, Sorglosigkeit. Das war#s aber meist auch schon.

Und einige sind prominent # und mehr. Nicht dass die wirklichen Stars Fernsehauftritte, Millionenauflagen oder wichtige öffentliche Ämter verachten würden. Ohne einen gewissen Hang zum Narzissmus wird kaum jemand berühmt. Wer im Rampenlicht rettende Unauffälligkeit predigt, ist peinlich.

Aber es gibt sie doch hin und wieder: die geheimnisvollen Leute, die auch vor laufenden Fernsehkameras tröstlich leuchtende Sterne bleiben, weil sie glaubhaft vermitteln: Es gibt mehr als mich. Es gibt etwas, das weit hinaus reicht über die gängigen Alltagswünsche Erfolg, Reichtum und Sorglosigkeit, und auch über herkömmliche abgrenzbare religiöse Identitäten. Es gibt Sinn und Zukunft und unendlich viele Möglichkeiten, sich anzuschließen ans Inter-esse, das schöner und weiter und heiterer ist als mein Eigenes. Und deines.

* Die Autorin ist Germanistin und evangelische Theologin. Sie lebt in der Ostschweiz