Reifer Film eines 19-Jährigen

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Jeder hasst irgendwann einmal seine Mutter. Das ist nicht weiter schlimm - ein wesentlicher Teil des Ablösungsprozesses. In dieser Phase mittendrin steckt Hubert Minel (Xavier Dolan), 17 Jahre alt, sensibel, klug und unendlich genervt von jener Frau, die ihn geboren hat (Anne Dorval). Allein, wie sie isst! Ihre geschmacklosen Tigerfellmuster-Lampenschirme! Die Tatsache, dass sie mit Vorabendserien ihre Zeit verschwendet, ihm ständig Vorhaltungen macht und keine Ahnung davon hat, was ihr Sohn eigentlich tut! Früher waren Hubert und seine Mutter beste Freunde, doch nun vergeht kein Tag, an dem sie sich nicht ausführliche Schreiduelle liefern. Dabei bemüht er sich durchaus, seine Mutter zu lieben, aber er kann einfach nicht anders als sie fürchterlich zu finden, mit der ganzen Überheblichkeit seiner 17 Jahre. Auch sie versucht, ihrem Sohn zuzuhören und ihn zu verstehen. Doch als sie erst zufällig von einer Fremden erfährt, dass ihr Sohn seit Monaten mit einem Schulfreund zusammen ist, ohne dass er ihr davon erzählt hat, scheint die Beziehung endgültig kaputt zu sein.

Xavier Dolan ist so etwas wie ein Wunderkind: Als er im Unterricht die Kurzgeschichte "I killed my mother“ schrieb, war er erst 16. Mit 17 schrieb er sie zum Drehbuch um, und mit 19 verfilmte er das Projekt, mit sich selbst in der Hauptrolle, als liebevolle, verspielte, aber erstaunlich reife Coming-of-Age-Geschichte. Nach einer ganzen Reihe internationaler Preise dreht Dolan mittlerweile seinen dritten Film. Seine Mama dürfte stolz sein. (Magdalena Miedl)

I killed my mother

CDN 2009. Regie: Xavier Dolan. Mit Xavier Dolan, Anne Dorval, François Arnaud, Filmladen. 100 Min.

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