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Thomas Bernhards Komödie "Am Ziel" ist einer der Höhepunkte der Linzer Theatersaison.

Die Premiere der selten gespielten Komödie "Am Ziel" von Thomas Bernhard in den Linzer Kammerspielen wurde in der mit (Selbst)Ironie und Witz durchtränkten Inszenierung von Sabine Mitterecker zu einem wahren Triumph für das Produktionsteam - Bühne: Anne Neuser, Kostüme: Alexandra Pitz -, im Besonderen für Silvia Glogner. Irre, wie sie - entsprechend adjustiert - in Cowboymanier auf ihrem Automatenpferd reitet und gellende Schreie ausstößt. Als egozentrische Mutter monologisiert sie souverän fast zwei Stunden lang - der Text wurde, Thalia sei Dank, erheblich gekürzt - und zieht zwischen komischen und tragischen Nuancen alle Register der Schauspielkunst. "Ich habe dich für mich auf die Welt gebracht", sagt sie zu ihrer Tochter (Nicole Coulibaly).

Diese, in der ruhigen und gelassenen Ausführung der Alltagsrituale geübt, ist zwar reduziert auf kurze Rede und Antwort, doch um so deutlicher sprechen ihre Blicke, in denen hin und wieder Aufbegehren aufblitzt. Sobald Mutter und Tochter "am Ziel" ihrer Sehnsucht, ihrem Ferienhaus in dem kleinen holländischen Seebad Katwijk angekommen sind - eine seit 33 Jahren gepflegte Gewohnheit -, gesellt sich "ein dramatischer Schriftsteller", dessen Bühnenstück "Rette sich wer kann" die beiden begeistert hat, auf Einladung der Mutter hinzu. Exaltiert und immer noch eitel genug putzt sie sich für ihn heraus. Dennoch wird er mit der Tochter die Küste entlanglaufen und vermutlich länger als ein paar Tage bleiben ...

Bernhard lässt den in einer Mischung aus Charme und Arroganz wunderbar verhalten spielenden Lutz Zeidler als sein Alter Ego sagen, dass noch kein Schriftsteller die Gesellschaft verändert habe, "Aber wir machen immer wieder den Versuch". Der Austausch von subtilen Blicken oder eines viel sagenden Lächelns zwischen dem prominenten Gast und der Tochter einerseits und den beiden Frauen andererseits, der dieser Mutter-Tochter-Beziehung sowohl manche Bitterkeit nimmt wie das Vorhandensein einer unterschwelligen Liebe sichtbar macht, gehört zu dem besonderen Reiz dieser amüsanten Inszenierung. Damit waren alle Beteiligten "am Ziel", das es aber, so Bernhard, eigentlich nicht gibt, da man sich bemüht, "weiter, zum nächsten zu kommen".

Zwei weitere herausragende Inszenierungen dieser Spielzeit sind am Linzer Landestheater zu sehen: "Der einsame Weg" von Arthur Schnitzler (Regie Götz Spielmann) sowie das in jeder Hinsicht begeisternde Ballett "Romeo und Julia" von Sergej Prokofjew ind der Choreografie von Jörg Mannes.

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