Rombenfinsternis

Eine schwarze Fläche vor einem hellen Hintergrund, abstrakte sich übereinanderschiebende Formen und ein Wechselspiel aus Licht und Dunkelheit. Die Rede ist nicht von der Sonnenfinsternis. Trotzdem ist es sehr spannend. Hat man das Naturereignis eindrucksvoll erlebt, so wird man beim Gang durch die Druckgrafik-Ausstellung von Richard Serra nicht darum hinwegkommen, Analogien herzustellen und auch an Paul Klee denken, der forderte "Die Kunst solle nicht nach der Natur, sondern wie die Natur vorgehen".

Berühmt ist der amerikanische Bildhauer für seine monumentalen, aus einfachen geometrischen Formen zusammengebauten Stahlplastiken im Außenraum. Schon in frühen Skulpturen spielte für Serra die Vorstellung der Plastik als dreidimensionale Zeichnung eine große Rolle. Es verwundert also nicht, daß es ihm umgekehrt auch darum ging, skulpturale Aspekte in seine Zeichnungen und Grafiken einzubringen. Richard Serra verwendet Lithographie, Radierung und Siebdruck anders als gewohnt. Seit den frühen siebziger Jahren experimentierte er mit den Möglichkeiten der Druckgrafik und entwickelte eigene Techniken, die es ihm erlaubten, Dreidimensionalität in dieses Medium einzubringen.

Fasziniert steht man vor den riesigen meditativen Blättern mit Romben, Kreisen und Rechtecken. Auffallend ist die plastische, rauhe Oberfläche, die so wirkt, als hätte Serra Lavasand aufs Blatt geklebt. Um sich nur auf Flächen, Volumen und Räumlichkeit zu konzentrieren, arbeitet Serra seit Jahrzehnten nur mit einer einzigen Farbe: Schwarz. Die Beschränkung auf Schwarz wirkt keineswegs monoton, sondern erzeugt im räumlichen Nebeneinander der Blätter gerade eine besondere Spannung. Dies zeigt das Künstlerhaus eindrucksvoll anhand von 40 Werken in einer aus Bochum übernommen Wanderausstellung, die zugleich die erste umfassende Präsentation des Künstlers in Österreich ist.

Parallel dazu bietet das Künstlerhauskino erstmals einen Einblick in das filmische Schaffen Richard Serras und stellt dieses Filmen gegenüber, die den Künstler inspirierten.

Bis 26. September Filme am 5., 12., 19. und 26. September um 12 Uhr im Künstlerhauskino.