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"Druschba" heißt "Freundschaft" und so heißt die wichtigste Gaspipeline von Russland nach Österreich, nach Deutschland. Druschba führt durch die Ukraine, aber beim Gas, so wie beim Geld, hört sich die Freundschaft auf. Zum Jahrestag der orangenen Revolution erhalten die Ukrainer von den Russen das aus russischer Sicht überfällige Revanchefoul.

Es ist in unseren Breiten noch nicht wirklich begriffen worden, welchen Schmerz die Umwälzungen in der Ukraine in jedem Russenherz ausgelöst haben: Eine Ukraine, die sich von Russland abwendet, tut allen Russen viel mehr weh als wir Österreicher darunter leiden würden, wenn Vorarlberg zur Schweiz ginge. Und nicht einmal wenn wir uns vorstellen, Salzburg quittiere nach 200 Jahren seine österreichische Zugehörigkeit und ginge zu Bayern, können wir erahnen, welchen Schmerz die in den Westen drängende Ukraine in Russland verursacht. Reden Sie mit einem Russen über Kiew und die Kiewer Rus - und er wird weinen und Sie mit ihm; und die Flasche Wodka daneben ist noch gar nicht richtig angefangen.

Diesen wirklichen Schmerz mitzudenken, ist wichtig, wenn jetzt um jeden Kubikmeter Gas, und wieviel dieser kosten darf, gefeilscht wird. Die orange Ukraine soll schauen, wo es ohne seine Mutter bleibt, denkt sich Russland und kappt die Nabelschnur. Und wir? Wir schauen hilflos zu und vermitteln und versuchen - bitte! - den Trennungsschmerz für die Russen erträglich und politisch verkraftbar zu machen - und wir lernen hoffentlich aus dieser Konfrontation, wo der Knackpunkt zukünftiger politischer Auseinandersetzungen sein wird: Der Streit um das knapper werdende Gut Energie wird das beherrschende Thema werden - und damit dieser Verteilungskampf nicht völlig eskaliert, gibt es nur ein Motto für alle und in jeder Hinsicht: Runter vom Gas!

wolfgang.machreich@furche.at

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