Schwab, milder denn je

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Rabenhof, Wien

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Rabenhof, Wien

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Die Nerven Karl Welunscheks, des neuen Intendanten des Rabenhofs, lagen vor Werner Schwabs "Die Präsidentinnen", der ersten Neuproduktion, blank. Seit Welunschek im Dezember 2000 ohne Subventionszusagen der Stadt Wien, lediglich mit einer Starthilfe des Bezirkes von zwei Millionen Schilling und der Unterstützung einiger Sponsoren die ehemalige Josefstadt-Dependance übernahm, agiert er mit der Entschlossenheit eines Kamikaze-Piloten. Er stampfte einen Spielplan fürs erste halbe Jahr aus dem Boden, der sich sehen lassen kann. Selbstausbeutung - der Direktor und einige seiner Mitarbeiter zahlen sich kein Gehalt aus - ist das Überlebensmittel der ersten Stunde. "Wir haben das Theater aufgebaut, den Kartenvertrieb, die gesamte Elektrik. Das Haus war nackt", stöhnt Welunschek.

Ein erster Erfolg, wie Rudolf Jusits gelungene Inszenierung des genialen Schwab'schen "Fäkaliendramas" aus dem Wohnküchen-Schreckenskabinett, löst nicht die Probleme, hebt aber zumindest die Stimmung. Der Regisseur blickt milder als andere vor ihm auf die über ihre Kinder, ihre Lieben und Leiden räsonierenden "Präsidentinnen": die bigotte, krankhaft sparsame Erna (Christine Jirku), die männergeile Verdrängungsmeisterin Grete (Mischa Pilss) und Mariedl (Roswitha Soukup), die unschuldige Abortputzerin. Schwabs bitterböse Abrechnung mit kleinbürgerlicher Doppelmoral und unter scheinheiliger Tünche schlummernden Grausamkeiten verliert so zwar etwas an Biss, ist aber sehr unterhaltsam.

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