Skrupellos und maßlos geliebt

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Es gab einmal eine Zeit, da war Texas noch nicht das politische Heimatland eines Ex-Gouverneurs, der auf dem besten Weg ist, zum schlechtesten, mindestens: zum zweitschlechtesten Präsidenten der US-Geschichte zu werden.

Es ist nun genau 30 Jahre her, dass Texas der Inbegriff des American Way of Life war. Jedenfalls der Abgründe desselben. Und im Fernsehen: Im Herbst 1978 ging nämlich die TV-Serie "Dallas" erstmals on air. 356 Folgen gingen in 90 Länder, keine andere US-Serie hatte eine solche Verbreitung.

Was sich da an Familiendrama - und nur ganz wenig -glück - rund um die Southfork Ranch abspielte, bewegte ein Land und fast die ganze Welt. Frappant, dass sich eine Seifenoper vor allem über die Popularität eines Bösewichts vom Dienst definierte: Larry Hagmans Darstellung des J. R. Ewing schweißte das globale Publikum zusammen: fies, das Ekel vom Dienst und in jeder Folge ein durchtriebener Halunke, dem alle Welt jede Gemeinheit zutraute. Dabei sei Larry Hagman privat ein so netter Kerl, heißt es. In "Dallas" lebte er dementgegen seine Abgründe aus - und die Zuschauerschar tat es ihm ganz und gar nach.

Keine Frage, "Dallas" gehört in die TV-Geschichte - sogar mit politischem Einschlag: 1980 musste das Publikum fast ewig auf die Auflösung eines Dramas warten: Auf J. R. war geschossen worden, doch wegen der Sommerpause und ei- nes Streiks wusste man erst ein halbes Jahr später, was passiert war: In der Türkei, so wird kolportiert, wurde sogar eine Parlamentssitzung unterbrochen, damit die Abgeordneten mitansehen konnten, dass der Fiesling überlebte.

In jener "Dallas"-losen Zeit trugen Jugendliche T-Shirts mit der Aufschrift "I shot J. R." Und ein gewisser Präsidentschaftskandidat, sein Name war Ronald Reagan, ließ im Wahlkampf Sticker verteilen, auf denen "Es war ein Demokrat" zu lesen stand. Ob das zu dessen Wahlsieg beigetragen hat: Wer weiß? Zutrauen würde man den Amis das ja allemal.

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