Ein zeitgenössischer bürgerlicher Endlos-Roman

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Vor 30 Jahren lief das erste Mal die US-Serie "Dallas“ im österreichischen | Fernsehen. "Dallas“ gilt als Vorreiter heutiger US-Hochglanz-Serien

Bettgeschichten und Big Business in Texas: 30 Jahre ist es her, dass die mittlerweile legendäre TV-Serie "Dallas“ in Österreich angelaufen ist. Wie schon in den USA erwies sich die Serie um Geld und Macht, Intrigen und Sex im Umfeld der durch Öl reich gewordenen Familie Ewing auch hierzulande als Straßenfeger. Auch im ORF (Privatsender gab es damals in Österreich noch nicht) verfolgte eine große Fangemeinde das Treiben des fiesen J. R. (Larry Hagman), seiner alkoholkranken Frau Sue Ellen (Linda Gray) und seines gutmütigen Bruders Bobby (Patrick Duffy). Vor allem der skrupellose Machiavellist J. R. mit seinem hämisch-meckernden Lachen hatte es den Zuschauern angetan: Woche für Woche warteten sie darauf, dass dem Ekel endlich einer das Handwerk lege - vergeblich. Sogar ein Attentat überstand der Betrüger und Intrigant.

Unmoralische Folgen nicht ausgestrahlt

Insgesamt brachte es Dallas auf 14 Staffeln mit 357 Folgen. Sieben davon wurden allerdings von der deutschen ARD einfach nicht synchronisiert und ausgestrahlt, weil sie der Sendeanstalt zu unmoralisch schienen. Die entstehenden Handlungslücken sorgten auch bei den heimischen Sehern für Verwirrung. Andere offene Fragen waren durchaus geplant: "Dallas“ etablierte den sogenannten Cliffhanger im Fernsehen. Jede Staffel endete mit einem ungelösten Knalleffekt, so dass das Publikum geradezu gezwungen wurde, sich die nächste Staffel anzusehen. 1980 rätselten die USA einen Sommer lang, wer auf J. R. geschossen hatte. Das Ergebnis: eine Einschaltquote von 53 Prozent und ein Marktanteil von 76 Prozent zu Beginn der nächsten Staffel.

Auch wenn die Charaktere von "Dallas“ noch vergleichsweise eindimensional sind: Die 1991 eingestellte TV-Serie war ein Meilenstein auf dem Weg zu den heutigen anspruchsvollen US-Serien.

Unmoralische Folgen nicht ausgestrahlt

Von denen heißt es heute, sie seien das zeitgenössische Äquivalent des großen bürgerlichen Romans. "Die Sopranos“, "Six Feet Under“, "The Wire“ oder "Mad Men“ waren bzw. sind allesamt hochkomplexe Auseinandersetzungen mit der Gegenwart, philosophische Abhandlungen über den Menschen und die Gesellschaft. Aber diese Kunstwerke hat der ORF im Nachtprogramm versteckt oder enthält sie den Zusehern überhaupt vor.

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