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Rudi Wachs dynamische Figuren und Zeichnungen treten in Dialog mit dem barocken Ambiente von Stift Melk und entfalten ihre eigene Spiritualität.

Und schon ist eine Debatte im Gange. Mit dieser Hoffnung stellten die Mönche vom Stift Melk zwischen die alteingestandenen Barockfiguren ihres Klosters einige Skulpturen von Rudi Wach, einem Modernen. Aber sie machen es sich nicht leicht mit diesen Paarungen. Denn Rudi Wach gehört nicht zu denen, die mit schillernden Figuren schnelle Aufmerksamkeit erregen. Fast nahtlos fügen sich seine dynamischen Skulpturen in das barocke Ambiente ein - wären da nicht doch an die dreihundert Jahre Menschheitsgeschichte ins Land gezogen.

Der Tiroler Rudi Wach, der seine Ausbildung in Mailand bei Marino Marini genoss, verweigert sich dem Mainstream. Mit der Beharrlichkeit eines Sisyphos kämpft er gegen den postmodernen Tod des Menschen an. Sowohl gegen die intellektuelle Vernichtung wie auch gegen den Verlust einer tragfähigen Leiblichkeit. Und wie bei jeder guten Kunst lässt sich das Geistige und das Materielle nur in der Theorie, in einer hinterher angesetzten Interpretation auseinander dividieren, im Werk selbst steht ein Stück Kunst in seinen geistigen Anregungen und seiner materiellen Handgreiflichkeit allumfassend vor uns. Darum kämpft Rudi Wach in jeder einzelnen Skulptur und auch in jeder einzelnen Zeichnung.

Und wie in einer Synthese, die immer schon gegeben war, fließen die unterschiedlichen Ansatzpunkte zusammen. "Das Kunstwerk ist Ergebnis einer spontanen Keimung und sein Einfluss auf den Menschen soll ausschließlich spirituelle Erhebung sein", sagt Rudi Wach. Und erweist sich damit als ein Moderner, der durchaus schon in der Barockzeit gelebt haben könnte. Denn seine Figuren wandern alle verschlungenen Pfade der Stimmungen unserer Epoche nach, wie seinerzeit schon die Grimassenköpfe von Franz Xaver Messerschmidt, mit geradliniger Ehrlichkeit zwar, aber voller Kunsthoffnung.

Noch inniger spürt man dieses Wagnis zum Frohmut - ohne das Desaster rundherum zu übersehen - in den Zeichnungen von Rudi Wach. Menschliche Figuren, wie von heftigen Windstößen hin und her getrieben, beharren auf ihrer menschlichen Form, übernehmen selbst wieder die Regie und tanzen vor den Betrachtern. Aus vielen, mit dem Radiergummi gerissenen Öffnungen verströmen sich diese menschlichen Figuren in ihre Umgebung und bleiben unverkennbar gezeichnete Mit-Menschen, die zu uns sprechen. Und schon ist eine Debatte im Gange.

Ähnliches passiert mit den Betrachtern inmitten der Skulpturen. Denn mit dem richtigen Blickpunkt trifft Wachs "Sonnenfuß" in der Bibliothek auf die barocke Personifizierung der Medizin oder sein "Schrei" gesellt sich wie ein alter ego zur Statue des heiligen Koloman. Und sie debattieren und debattieren ... mit uns.

Rudi Wach, Inwendig.

Seismogramme der Körperseele

Stift Melk, Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, 3390 Melk

bis 5. November

9-18 Uhr (August/September)

bzw. 9-17 Uhr (Oktober/November)

Katalog: Stift Melk (Hg.), Rudi Wach,

Inwendig. Seismogramme der Körperseele, Skulpturen und Zeichnungen. Melk 2005, 160 S., e 20,-

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