Sonnenbewegt über'n Bodensee

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Ein mit Sonnenenergie angetriebenes Fährschiff verbindet fahrplanmäßig Deutschland mit der Schweiz.

Allem politischem Widerstand und allen bürokratischen Fußangeln zum Trotz gewinnt die Solarenergie langsam, aber stetig an Boden. Warmwasseraufbereitung und Raumheizung mit Sonnenkollektoren sind heute technisch problemlos möglich. Die photovoltaische Stromgewinnung wird nun aufgrund günstiger Einspeisetarife bei Solarstrom auch außerhalb des Öko-Lagers als Anlagemöglichkeit interessant.

Auch Fahrzeuge, Autos und Fahrräder, können problemlos mit Sonnenenergie angetrieben werden. Sogar Schiffe werden nun mit Solarkraft angetrieben. Eines ist seit 1998 ganz im Westen des Bodensees unterwegs.

50 Personen + 25 Räder

Die Solarfähre "Helio" verbindet das schweizerische Steckborn am Südufer mit dem am Nordufer des Untersees gelegenen Gaienhofen. Die "Helio" ist ein schnittiger Katamaran, der 50 Personen und 25 Fahrräder transportieren kann. Sie verkehrt zwischen Mai und Oktober fahrplanmäßig und erspart den Wanderern und Radurlaubern einen Umweg von 25 Kilometern.

Für die Fahrgäste ist es immer beeindruckend, wenn sich das Schiff geräuschlos und wie von Geisterhand bewegt dem Ufer nähert, während in der Ferne das Rot der Ziegeldächer der Reichenauer Abteikirche leuchtet.

Angetrieben wird das 20 Meter lange Schiff von zwei Elektromotoren mit jeweils 8 Kilowatt Leistung, die in den beiden Katamaranrümpfen verborgen sind. Die erforderliche Energie stellen Photovoltaikplatten auf dem Dach der Fähre bereit. Dies geschieht allerdings nicht direkt, sondern über den Umweg von Batterien. Das ist nötig, um die Fähre auch bei Regen und in den Abendstunden betreiben zu können. Auch während der Fahrpausen wird photovoltaisch Energie in den Batterien gespeichert. Sollten die Batterien einmal leer sein, dann wird an einer "Stromtankstelle" am Ufer nachgetankt.

Die besondere Schwierigkeit, die es im Fall der Helio zu lösen gab, war die Anordnung der Photovoltaikplatten. Solche Photovoltaikpaneele sind im Regelfall gerade. Für das Dach der schmalen Solarfähre benötigte man jedoch gekrümmte Solarpaneele. Deren Herstellung ist deshalb so schwierig, weil Silizium sehr brüchig ist.

"Wir mussten also ein neues Gießverfahren entwickeln, um die Platten sicher in einen Rahmen einzupassen. Nach viel Mühe ist es aber gelungen, Photovoltaik-Elemente herzustellen, die den Anforderungen an Ausdehnungssicherheit und Materialfestigkeit entsprachen", erzählt Joachim Kopf, der Firmenchef der Kopf-Solardesign.

Neues Verfahren entwickelt

Für die im schwäbischen Sulz beheimateten Schiffserzeuger bedeutete der Bau der "Helio" die Chance, die Tauglichkeit der Solartechnik auch im Schiffsbau unter Beweis zu stellen. Mittlerweile hat das Unternehmen nach dem Vorbild der "Helio" ein größeres Schwesternschiff gebaut, das auf der Hamburger Binnenalster verkehrt.

Maßgeblich an der Verwirklichung dieses Projektes war auch die Bodensee-Stiftung beteiligt. Diese umweltpolitische Organisation betreut das Projekt bis heute publizistisch und organisatorisch.

Zufrieden mit dem Schiff ist auch der Kapitän, obwohl er eingesteht, dass nachträglich die technische Ausrüstung verbessert werden musste. Auch die jetzt vorhandenen Toiletten war ursprünglich nicht vorgesehen.

Gemeinden und Passagiere sind von dem umweltfreundlichen Transportmittel angetan. Die Fähre transportierte in der Saison 2002 25.000 Personen. Im Vorjahr waren es sogar 30.000 Passagiere. Mit diesem Aufkommen ist man in der Bodensee-Stiftung sehr zufrieden.

Der Autor ist freier Journalist.

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