Google News liefert 291 Einträge zu "Parteienfinanzierung“, 143 für "Media-Analyse“, aber nur drei unter "Auflagenfälschung“. Das ist ein Problem. Weniger wegen der mangelnden Repräsentativität jener aktuellen Nachrichtenlage, wie sie der Suchmaschinenmonopolist wiederspiegelt. Sondern vor allem wegen der unzureichenden Transparenz jener Branche, die dies von allen anderen einfordert.
Österreichs größter Magazinverlag, in dem u. a. die Titel News und profil erscheinen, hat die Auflagenzahlen seiner Zeitschriften manipuliert. Das ist keine Vorverurteilung, und es gilt auch nicht die Unschuldsvermutung. Ein neues Management hat diese Vergehen seiner Vorgänger aufgedeckt. Die Selbstreinigungsfähigkeit ist aber das einzig Positive an der Affäre - und ihrer Behandlung.
Auflagen und Reichweiten interessieren deren Publikum selten. Doch diese Zahlen entscheiden, wie viele Werbeeinschaltungen ein Blatt erhält. Folglich unterliegt die Veröffentlichung entsprechender Daten nahezu überall einem Ritual zwischen Redaktion und Marketing - als Botschaft an mögliche Inserenten. Genau auf diesen Expertenbereich beschränkt sich nun der Skandal.
Das ist falsch. Denn der Verlag hat nicht nur die Glaubwürdigkeit seiner Aufdeckungsjournalisten - zu Unrecht - beschädigt. Er schadet der gesamten Medienbranche. Sie genießt laut Eurobarometer bei den Österreichern bisher noch mehr Vertrauen als Exekutive und Legislative. Das wird aber nur so bleiben, wenn Medien offensiv jene Transparenz üben, die sie von den Staatsgewalten einfordern.
Dementsprechend wäre die Auflagenfälschung so breitflächig zu thematisieren wie Politikskandale. Das Argument, die Masse begreife nicht, worum es dabei geht, ist nicht stichhaltig. Denn dieses Publikum versteht auch von Buwog bis Hypo nur Bahnhof - bis es ihm gute Medien besser erklären.
* Der Autor ist Politikanalyst und Medienberater
