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Beeindruckend: Sommerausstellung von Jenny Holzer in Bregenz

Die international anerkannte Künstlerin Jenny Holzer hat für die aktuelle Schau im Kunsthaus Bregenz ein ganzes Jahr gearbeitet. Zusammen mit ihrem Technikerteam und engagierten Historikern hat die intensive Anstrengung ein fulminantes Ergebnis geliefert.

Das Erdgeschoß setzt mit einem visuellen Paukenschlag ein: Eine geschälte Bregenzerwälder Tanne hängt schräg von der Decke: Ein riesiger Phallus als Symbol für die männliche Macht, die den Lauf der Geschichte zu beherrschen trachtet. Dem Holzstamm wurde von Wendelin Hammerer, einem Bregenzerwälder Holzbildhauer, ein Gedicht eingebrannt. Nach genauen Instruktionen von Jenny Holzer wurde der Text des amerikanischen Lyrikers Henri Cole kreisförmig angebracht - wie dies etwa auch bei den Säulen vor der Karlskirche in Wien geschehen ist. Inhalt des schönen Gedichtes sind die Schrecken des Krieges, gewidmet ist es dem gegenwärtigen Präsidenten Amerikas und zeichnet ein psychologisch genaues Bild der Kriegstreiberei. In Kooperation mit der Johanniterkirche in Feldkirch hat Jenny Holzer einen gleichgearbeiteten Baumstamm mitten in den Kirchenraum gestellt

Im ersten Stock läuft das gleiche Gedicht über High-Tech-LED-Reklamemaschinen. Diese allgemein üblich gewordenen "Light-Emitting-Diode-Lamps" erzeugen einen beinahe psychedelischen Effekt. Das Lesen der blauen, bewegten Schrift erweist sich als genauso schwer wie die Entzifferung des Sinns der (Kriegs)Geschichte unserer Zivilisation.

Im zweiten Stock wiederholt sich die Anordnung. Nun stammt der rot leuchtende Text aus erstmals veröffentlichten Geheimdokumenten der Vereinigten Staaten. Die ganze Fläche ist im dritten Stock mit LED-Reklamemaschinen ausgelegt. Der gelbe Lauftext stammt hier aus Grundsatzpapieren des CIA. Der optische Gesamteindruck erinnert an ein nächtliches Flugfeld, das sich vor den Augen des landenden Piloten hin und her bewegt. Die gelbe Farbe rinnt in mechanischen Schüben über den Boden. Es entsteht so etwas wie das Tafelbild des 21. Jahrhunderts.

Neben der perfekten Optik vermisst man nach einigen Momenten automatisch die sonst allgegenwärtige akustische Zwangsberieselung. In dem Moment, da einem diese Absenz klar wird, erschließt sich etwas heute Kostbares: die Stille. Meint Jenny Holzer deswegen, dass ihre "Kunst so etwas wie ein Weg zurück zu Religion" sei?

Jenny Holzer: Truth Before Power

Kunsthaus Bregenz

Karl Tizian Platz, 6900 Bregenz

Bis 5.9. Di-So 10-18, Do 10-21 Uhr,

während der Bregenzer Festspiele (21.07-22.08.2004) täglich 10-21Uhr

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