I n Zeiten von Sparmaßnahmen oder von „Restrukturierungen“ ist ein effektiver Betriebsrat, der über das Wohl von Arbeitnehmern wacht, eine Errungenschaft des Systems „soziale Marktwirtschaft“. Umgekehrt gehört Kritik an „Betriebsratskaisern“, die im Lauf der Jahre auch eigene Schäfchen ins Trockene gebracht haben, gerade im „staatsnahen“ Bereich zur öffentlichen Diskussion.
Besonders beim ORF ist das Thema seit jeher am Tapet, und praktisch jeder Generaldirektor/-intendant, ob aus der rechteren oder der linkeren Reichshälfte stammend, führte beredte Klage darüber, dass jede Wahl zur ORF-Spitze und auch sonst allerlei Entscheidungen im Hause nur über allerlei Deals mit dem Betriebsratskaiser möglich waren. Man nennt das österreichische Realverfassung. Mit Arbeitnehmerschutz hat das weniger zu tun. Dafür umso mehr mit politischem Kleingeld,wobei die jeweilige Parteifarbe der Beteiligten gar nicht im Vordergrund steht.
Konkret: Da verlängert der – der roten Reichshälfte zuzurechnende – Generaldirektor den Vertrag des – bürgerlichen – ORF-Zentralbetriebsrats Heinz Fiedler um ein weiteres Jahr. Auch wenn Fiedler seit zwei Jahren gar nicht mehr Obmann der Arbeitnehmervertretung des ORF ist und schon 67 Lenze zählt. Zur Erinnerung: Die ORF-Geschäftsführung schickte zuletzt alle Mitarbeiter über 60 und ohne Rücksicht auf deren Bedeutung für die ORF-Performance in Pension. Warum dann Fiedler für ein weiteres Jahr ein neuer Vertrag gewährt wurde? Er wolle sich in diesem Jahr „step by step“ aus seinen betrieblichen und gewerkschaftlichen Funktionen zurückziehen, so Fiedlers Sprachregelung, und außerdem verzichte er künftig auf ein Viertel seines Gehalts.
Bis 1. April war er als „Hauptabteilungsleiter Sicherheit“ in der ORF-Generaldirektion in der höchsten Gehaltsstufe samt entsprechender Abfertigung eingestuft. Wir Naive fragen dennoch: Warum kann diese und die betriebsrätlichen Aufgabe nicht sofort ein/e Jüngere/r übernehmen?
