Synchrone Gefühlsspiele

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Schnitzlers "Liebelei" in der Wiener "Gruppe 80".

Mit der "Liebelei" wagt sich die "Gruppe 80" in Wien-Gumpendorf an eines der bekanntesten Werke Schnitzlers und beschwört damit den Vergleich mit einstigen Produktionen herauf. Bei der Premiere konnte man hören, wie einander im Foyer ältere Theaterbesucher ehrfürchtig die Namen früherer Protagonisten zuraunten. Im Programmheft enthüllt Schnitzlers Text "Die drei Elixiere" das mehr als fragwürdige Besitzdenken in Liebesdingen: Es geht um den Drang eines Mannes, die Liebe einer Frau ganz für sich zu beanspruchen - weder in ihrer Vergangenheit noch in ihrer Zukunft dürfen Gefühle für einen anderen Mann Platz haben.

Heute, wo Liebe und Sex verwechselbar geworden sind, der Seitensprung oder die flüchtige Lebensabschnittspartnerschaft quasi zum Alltag gehören, wirkt Schnitzlers Stück auf den ersten Blick überholt. Aber in "Liebelei" ist nicht nur das rasche Nacheinander, sondern das leichtfertige Nebeneinander von Beziehungen und Gefühlsspielen das Thema. Die Hauptfigur Christine erkennt ihre Tragik darin, dass sie für ihren geliebten Fritz nur ein Zeitvertreib war, während er synchron eine zum für ihn tödlichen Duell führende Affäre mit einer verheirateten Frau hatte.

Wie die Handlung weitergehen könnte, wird zu Beginn kurz angedeutet, ehe Regisseur Helmut Wiesner das Stück wie im Textbuch ablaufen lässt. Nur den Schluss lässt er offen. Christine stürzt nicht mit Suizidgedanken von der von Carlo Tommasi ausgestatteten Bühne, sondern sinkt wie ein Häufchen Elend in sich zusammen.

Könnte Lilian Klebow (Christine) in der Hauptrolle nicht überzeugen, wäre der Abend zum Scheitern verurteilt. Denn Hary Prinz (Fritz) fehlt es ein wenig an Ausstrahlung, und Peter Strauss (Theodor) wirkt zu alt für seine Rolle. Julia Lazek (Mizi Schlager) outriert leider stellenweise, während Gabriela Hütter (Dame) blass bleibt. Helga Illich (Katharina Binder) zieht komödiantische Register, Dieter Hofinger (Hans Weiring) müht sich redlich um eine Figur, die man immer mit Hans Moser verbinden wird. Der lebhafte Premierenapplaus galt aber vor allem dem "süßen Mädel" Lilian Klebow.

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