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„Attentate66 in Linz

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Das Linzer Landestheater brachte im „Forum der Zeit" in den Kammerspielen zwei Einakter von Oskar Zemme „Die Klingel“ und „Didi" unter dem gemeinsamen Titel „Attentate“ zur Uraufführung. Der Autor wurde 1931 bei Kronstadt in Siebenbürgen geboren. Er lebt seit 1939 to Linz, wo er mm Mitglied des technischen Personals des Theaters ist.

Zunächst scheinen die Einakter zusammenhanglos und sind in der Anlage völlig verschieden. „Die Klingel“ könnte man eine handlungslose Tragikomödie der kontaktlos gewordenen Menschen nennen; „Didi“ ist eine Farce. Es handelt sich um zwei gedanklich verbundene Parabelstücke, deren zweites die Erklärung des Tatbestandes des ersten liefert. „Die Klingel“ zeigt, wie die Menschen sich und einander die Welt zur Hölle machen können durch die bis zum Exzeß gesteigerte Kontaktlosig- keit in unserer Zeit; sie zeigt die Tragikomödie zweier Menschen in der Endphase, die schon in deren Jugend begann.

Die aneinandergereihten Attacken, richtige „Attentate“ gegen die Menschenwürde, durch Ausdruck und Gestik zu variieren und für die Zuschauer erträglich zu machen, stellt an die Darstellerinnen hohe Anfor derungen, denen Berti Halovanic und Lore Johannsen voll gerecht werden. — Die Farce „Didi“ soll wohl zeigen, wie die Menschen so unmenschlich wurden, seit sie eine höhere Ordnung negieren und nichl zueinander stehen sondern gegenein ander, um, jeder für sich, möglichst viel zu erraffen. Die Hauptperson der Farce wurde erst so hartherzig, als ihre Gutgläubigkeit und Gutmütigkeit ausgenützt und sie in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wurde. Sie suchte sich einen „Neinsager“, der es ihr abnahm, das so schwer über ihre Lippen kommende „Nein“ zu sprechen. Dieses gedankliche Skelett umkleidet Zemime mit humorvollen Szenen zwischen verschiedenen Personen, aber auch wieder mit Szenen zwischen zwei Frauen, die nicht miteinander leben können, aber auch nicht voneinander lassen wollen.

Die Farce wurde durch die durchdachte Regie Direktor Stögmüllers und die ausgezeichneten Leistungen von Elfriede Gollmann, Eike Baum, Isabelle Ott, Georg Matthes, Ernst Zeller und Axel Skumanz zum Erfolg geführt. Für werkgerechte Bühnenbilder sorgte Hannes Räder. Das spärlich erschienene Publikum war sichtlich beeindruckt und spendete starken Beifall.

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