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Das Regietheater hatte sie vergessen

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Im Jahre 1975 zog sich die große Joana Gorvin vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg zurück und wohnte fortan in Klosterneuburg bei Wien. Sie gab nur noch wenige Gastspiele, wirkte im Fernsehen und bei Hörspielen mit. 1992 spielte sie ihre letzte Rolle in „Schlußchor" von Botho Strauß an der Berliner Schaubühne. Es war schwer zu verstehen, daß sie durch soviele Jahre „brachlag". Sie wohnte eine halbe Autostunde vom Burgtheater entfernt, aber Claus Peymann, mit dem sie in Hamburg gern zusammengearbeitet hatte, fand keine Rolle für sie. Die vielgerühmte Stimme schien verstummt, die etwas harte Sprache ihrer siebenbürgischen Heimat fiel in ihrer glasklaren Genauigkeit aus dem Rahmen eines Regietheaters, in dem immer undeutlicher gemurmelt und Sprachfehler als Stück Persönlichkeit bewundert wurden.

Eine sorgfältige, informative Monograpie hält nun die Erinnerung wach. Ebenso die hervorragenden Fotos. Die Gorvin hat mit den größten Regisseuren ihrer Zeit wie Gründgens und Kortner gearbeitet, ihre künstlerische Gemeinschaft mit Jürgen Fehling wurde zur Lebensgemeinschaft, auch in den bitteren Jahren der Krankheit des großen Regisseurs. Ob sie in einem Film von Helmut Käutner spielte oder neben Erich Schellows Hamlet die Ophelia, ob sie in Wien die Antigone war oder später die „Irre von Chaillot": Immer war sie eine Einzelgängerin, die ein Zauber umhüllte. Das Theater, dem sie soviel gegeben hat, entfernte sich zu seinem Schaden von ihr. Glücklicherweise ist ihre Kunst in vielen Filmen, auf Ton-und Videobändern festgehalten.

JOANA MARIA GORVIN

Eine Dokumentation Von Edda Fuhrich und Dagmar Wünsche. Verlag Langen Müller, München 1995. 2)8 Seiten, 200 Abbildungen, Rollenverzeichnis, geb., öS 608.-

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