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Man kann über diesen Pfingstabend im Burgtheater keine Kritik im üblichen Sinn schreiben, obwohl die Leistung des von München zu Gast geladenen Residenztheater-Ensembles auch fachlich ihre höchste Würdigung verdiente. Auch Miliard Lampell hat besonders im zweiten Teil seiner Dramatisierung des Untergangs des Warschauer Gettos, des zehntausendfachen Judenmordes von 1943, darauf verzichtet, Theater im handwerklichen Steigerungseffekt zu „machen“. Er, hat das Dokument neben das Dokument gesetzt, das große historische neben das nicht minder große menschliche. Seine „M a u e r“ ist ein Bericht über etwas, was sich zumindest aus unserer nahen Distanz auf dem Theater auch wahrhaft nur berichten, noch nicht zum Drama verdichten läßt. Man saß still und hatte das Bedürfnis, ohne genießerisches Händeklatschen in die Nacht hinauszugehen. Man hätte jedem einzelnen die Hand drücken müssen: Kurt M ei sei für die Inszenierung, Kurt H a 11 e g g e r für das Bühnenbild und denen, die — fast allesamt keine Juden — die jüdischen Menschen zum Wiederaufleben beschworen.

Fast alle offiziellen Prominenten, die sonst „Premierenglanz“ um sich zu verbreiten bemüht sind, fehlten. Wir werden sie gewiß wiedersehen. Spätestens im Herbst bei Gounod.

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