„Heute, glaube ich, bedarf es wieder eines Konzeptes“, sagte der neue Rektor an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Ernst A. Plischke, anläßlich seiner Inaugurationsrede, und berührte damit den wundesten Punkt des heutigen Bauens. Plischkes Denken, das immer um die zentralen Begriffe wie Struktur, organisches Bauen, um die Abkehr von einem nackten Vtili-tarismus und um die Verfeinerung der architektonischen Sprache in der Differenziertheit der Mittel kreist, sieht die Möglichkeit einer Entwicklung „in der Einheit zwischen einem räumlichen Konzept einerseits und einer
Wer heute noch über die scheinbare Unwiederbringlichkeit der goldenen zwanziger Jahre trauert — die, welche diese Zeit nur aus der verklärenden Legende kennen, tun es am bewegtesten —, sollte zwecks Belehrung über das Gegenteil zum neuen Programm in den „Simpl“ geführt werden, das niveauvollste seit Jahren. „Wer mit wem?“, so nennen Karl Farkas und Hugo Wiener ihr „indiskrete Frage-und Antwortspiel“. Sie berücksichtigen die Weisheit Oscar Wildes, daß Fragen nie indiskret sind, Antworten aber bisweilen. Noch selten wurde hier mit solcher Direktheit von unten nach oben
„Sechziger“ sind unter denen, die diese Wochenschrift als „Kopf der Woche“ zu porträtieren pflegt, äußerst selten. Ein Mann, der sechzig ist, ist keine junge Persönlichkeit mehr, auf die man die Blicke lenken müßte. Er ist aber noch ein gutes Stück von jenem Patriarchenalter entfernt, das Ernte und würdigende Gesamtrückschau fordert. Leo Gabriel, der Wiener Ordinarius für Philosophie stellt eine Ausnahme dar. Er war ein „Engagierter“, als er in die Arena der geistigen Auseinandersetzung trat und sich einer von radikalen Fragen gekennzeichneten Zeit stellte, er ist heute
Als Moltke und seine Schule einst die im übrigen auch vom österreichischen Generalstab übernommene Devise formulierten, daß „Generalstäbler keinen Namen hätten“, dachten sie nicht an ein dem einzelnen übergeordnetes, ihm die Verantwortung abnehmendes Kollektiv. Ihr Ideal war die ausgeprägte Persönlichkeit, die sich mit allen voll entwickelten Fähigkeiten in den Dienst des Zusammenwirkens stellte, ohne sich jemals von der Instanz des eigenen Gewissens zu dispensieren. Es war ein Stadtkommandant von Berlin gewesen, der in altpreußischem Gehorsam gegenüber jenem „inneren“
Nach dem tragischen Sterben Dag Hammarskjölds, den viele Beobachter für den letzten Europäer im Amt des UNO-Generalsekretärs halten, setzte ein viele Wochen lang dauerndes Interregnum ein. Auch der jetzige Generalsekretär, dessen Besuch in Österreich demnächst erwartet wird, führt sein Amt der Form nach zunächst nur interimistisch bis zum Auslaufen der Amtsperiode seines ermordeten Vorgängers. Aber es erschien zumindest noch vor kurzer Zeit so gut wie ausgemacht, daß U T h a n t auch dann wieder mit dieser kompliziertesten Aufgabe der modernen Diplomatie betraut werden würde. Erst
Alexander Brefforts „Stück“ „Irma la douce“ ist gar keine so harmlos-heitere Geschichte. Man muß vielleicht Franzose sein, um alle jene Zwischentöne wahrzunehmen, die in dieser Komödie enthalten sind. Man wird auf so manches Element stoßen: auf die merkwürdig schwebende Kunst, mit Entsetzen Spott zu treiben, wie sie Voltaire im „Candide“ beherrschte, auf den Grand Guignol, auf etwas Maupassant, auf etwas Pagnol, auf Gesellschaftsironie und plötzliche Kleinbürgerseligkeit, auf sehr Verschiedenes jedenfalls. Nur auf eines nicht: auf Obszönes. Und es schiene doch bei diesem
Es ist Sache der Franzosen, sich mit der Deutung Mo Ii eres auseinanderzusetzen, die Roger Plane hon bei dem Josefsstädter Festgastspiel des Theätre de la Cite de Villeurbanne dem „George Dand in“ angedeihen ließ. Das heißt: ganz wollen wir es den Landsleuten des Meisters nicht überlassen; sein Werk ge-■Hörfo^Keßlich ^r^gesamWir&flturweltf I Und, i um ittwere '■ elfcen j>Me%uT^'-1s-err agt> möchten wir ganz 'ergeben Zweifel “daran anmelden, ob ein solcher heftiger Realismus, der gar kein echter, naiver, sondern ein 6tilisiert-demonstrativer ist, wirklich
Man kann über diesen Pfingstabend im Burgtheater keine Kritik im üblichen Sinn schreiben, obwohl die Leistung des von München zu Gast geladenen Residenztheater-Ensembles auch fachlich ihre höchste Würdigung verdiente. Auch Miliard Lampell hat besonders im zweiten Teil seiner Dramatisierung des Untergangs des Warschauer Gettos, des zehntausendfachen Judenmordes von 1943, darauf verzichtet, Theater im handwerklichen Steigerungseffekt zu „machen“. Er, hat das Dokument neben das Dokument gesetzt, das große historische neben das nicht minder große menschliche. Seine „M a u e r“ ist
Das „Atelier-Theater“ ehrte Johann Nestroy auf besondere Weise. Es gab Herbert L e d e r e r seine“ Bretter frei für ein Solo-Potpourri in zwei klug als „Oben“ und „Unten“ der Nestroy-Welt zusammengestellten Teilen. So gut und intelligent er das auch machte, mit welch sprecherischer Meisterschaft er auch die wuchernden Sätze des österreichischen Sprachkünstlers bewältigte: von der Form her scheint uns die Sache dennoch recht bedenklich. Die allermeisten hier zitierten Lebensweisheiten sind keine für 6ich stehenden Aphorismen, sie sind Bühnenfiguren in den Mund gelegt, sind
Unauffällig und leicht wie immer suchte das Auto des Paters Bea die Gemarkung der Vatikanstadt in Richtung Rom zu passieren. Der alte Herr mit dem gütig-runzligen Gesicht zog unwillig die Brauen zusammen, als einer der Wachgardisten an den Schlag trat und ihn bat, zu halten. Was sollte ei denn wieder sein? Wußte man nicht, daß der Pater immer viel und immei vielerlei zu tun hatte, auch jetzt, de sein ältestes Beichtkind, Eugenia Pacelli, schon seit mehr als einem ]ahre als Pius XII. die Augen geschlossen hatte? Die Arbeit war deshalb nicht geringer geworden. Seit zehn Jahren war er zwar
Daß ein Politiker die Parteiarbeit nur als Durchgangsstadium und Sprungbrett für eine Karriere in Regierung und Verwaltung ansieht, ist heute besonders in unseren Breiten durchaus üblich. Je höher er sich hinaufturnt, desto olympisch-kühler pflegt er auf den schmutzigen Tageskampf herabzu-blicken. Der umgekehrte Weg ist seltener.Der Westfale Josef Hermann Dufhues ist dabei, ihn sehr konsequent zu gehen. Wenn nicht im letzten Augenblick gewisseGruppen der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, denen diese große Sammelpartei in ihrem jetzigen diffus-bequemen Zustand aus
Der „S i m p 1“ zeigt üblicherweise sein Programm zunächst einmal dem herbeiströmenden Messepublikum, ehe er es dem scheinbar allzu strengen und humorlosen Urteil der Wiener Kritik aussetzt. Sollen sich die harmloseren Gemüter von draußen wenigstens ungestört amüsieren, ehe ihnen die gestrengen Hauptstädter schwarz auf weiß nachweisen, daß der ganze Spaß eigentlich niveaulos war. Diesmal war die Vorsorge nicht notwendig. Das neue Programm „Gegen den Strich“ hat Niveau wie schon lange nicht. Es besitzt etwas, was neben der scharfen Satire, dem lauten „Gspaß“ und dem
Frank T h i e s s hat besonders in seinen frühen Romanen bewiesen, daß er Dialoge schreiben, Situationen zum dramatischen Kern verdichten kann. Kann sein, daß es diese Fähigkeit war, die ihn dazu verführte, nun auch gleich Theaterstücke zu verfassen. Drei von diesen mehr oder minder hingeworfenen Einaktern bekamen wir nun unter dem expressionistisch anmutenden Sammeltitel „Situationen“ im Theater der Courage als Erstaufführung zu sehen. Der erste, „Die Scheidung“, war kaum mehr als eine dramatisierte Anekdote, die zweite Farce, „Die Prüfung“, war eine gelinde Entgleisung in
Es bedurfte bestimmt einer Reihe von abwägenden Klärungen, ehe man sich im Straßburger Europarat für einen Mann entschied, dem man das Amt eines Vorsitzenden in jenem Unterausschuß antrug, der zum Studium der Südtirolfrage ins Leben gerufen wurde. Immerhin gehören diesem Gremium die Österreicher Tončič und Strasser, der Italiener Bettiol, sein Fraktionskollege Ebner aus Südtirol, der Sohn MacMillans und andere prominente europäische Parlamentarier an. Die schließliche Wahl erwies sich bereits nach den ersten Arbeitssitzungen als ein „guterGriff“. Der belgische Senator PaulS t
„Kabarett müssen immer wieder die Jungen machen. Man kann nicht zorniger junger Mann mit Tantiemenspitzbauch bleiben.” So ähnlich formulierte Direktor Gerhard Bronner den beachtenswerten Grund, der ihn zur Einladung eines neuen, unroutinierten Brettl-Teams an sein Theater am Kärntnertor bewog. Man kann einem Qualtinger, einem Mertz und einer Martini nicht „nachspielen”. Man soll es auch nicht, wenn man selber etwas zu sagen hat. Bronner, der mit einigen Hintergrundhelfern zusammen die Regiefäden in der Hand hält, hat keinem eine Schablone aufgezwungen. Nur bei der Musik, da war
Zum Spreehmeister hat ihn das Burgtheater bestellt: Aibin Skoda, den IU Wien im Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende Geborenen und auf den Wanderjahr-Reifungswegen über St. Polten, Aussig, Königsberg und schließlich das Deutsche Theater Hilperts von Berlin in die 1945 frei gewordene Heimat Zurüekgekehrten. Lehr- und Lebemeister der „moralischen Anstalt" Theater hätte der nun plötzlich Verstorbene mit Fug heifjen können.Nicht alles von seiner Sprachkunst konnte übertragbar sein. Nur die Technik kann man lernen. Aibin Skoda, der Schauspieler und Rezitator war über die lernbare Technik
Zweimal Berlin: Die recht „quicken Zeitautoren Curth F1 a t o w und Horst Piliau haben ein Volksstück g schrieben, dessen Konfektionscharakter schon dadurch zum Ausdruck kommt, daß man es mit einigen sprachlichen Retuschen (mit mehr als leichter Hand besorgt von Rudolf Weys) ins sogenannte Wienerische zu übersetzen vermochte. Bei wirklichen Originalen geht das von vornherein nicht. Aber auch hier glückte es kaum: Vielleicht, daß die Berliner Fassung zwischen den dürftigen Zeilen etwas Atmosphäre besitzt, in Wien blieben nur der WC- Odeur und der Kochdunst hängen. Die Aufführung
Es gibt wohl kaum eine wiichtige Gruppe der letzten zwei Jahrzehnte, bei der sich Erwin Machunze nicht in dieser oder jener Form unbeliebt gemacht hiltte, der dieser zdhe Qsterreich-Schlesier durch seine Hartndckigkeit und stets gleich- mdpig-freundliche Energie nicht schon auf die Nerven gegangen weire. Angefangen hat das wit ihm wohl schon 1931 — damals war der heute Fiinfzigjdhrlge genau zwanzig Jahre als ihn sein polltischer Lehrmeister, der christlichsoziale Arbeiterfilhrer Hans Schutz (heute Abgeordneter in Bonn), mit hinein- nahw in den Zweifrontenkampf der dewokratischen
Aus dem Kanton Aargau kom- men niichterne, bediichtige, wenn es nottut aber auch sehr tatbereite und ausdauerud-zake Menscken. (Die Habsburg des „armen Grafen" Rudolf stand dort, auf dessert Kaiserwiirde sick die GroBmdchti- gen des Abendlandes von 1274 einigten, als sie sick untereinan- der sckon uber gar nickts anderes wiekr einigen konnten.) Die sckwei- zeriscke Eidgenossenschaft war auck in der neueren Zeit gut be- raten, wenn sie Manner aus die- sem Kanton in ihre kollegiale Staatspitze, den Bundesrat, ent- sandte. Der letzte Aargauer in die- ser Kbrpersckaft war Bundesrat Sckultkess,
Ganz stimmt die Parallele natürlich nicht: Der heutige Präsident Finnlands ist mit seinen einundsechzig Jahren etwas älter als der Präsident des österreichischen Nationalrates. Der Bauernführer und Bauerndemokrat aus dem Norden stammt auch nicht wie Figl aus dem wohlhabenden Agrargebiet seines Vaterlandes, sondern ist der Sohn einer sehr armen Kleinbauernfamilie aus der notleidenden Nordprovinz Finnlands. Aber in ihrer geistigen Profilierung, in ihrem politischen Weg weisen die beiden neutralen Staatsmänner erstaunliche Parallelen auf.Am Anfang steht hier wie dort der von klarem
„Vergeßt die Zone nicht. ..“ soll der seit Monaten dem Tode entgegensehende Jakob Kaiser seinen Freunden, die ihn am Sterbelager besuchten, wieder und wieder zugeflüstert haben. So berichtet es Ernst Lemmer, der vertraute und gleichgesinnte Freund und Nachfolger auf dem so harten Sessel des Ministers für gesamtdeutsche Fragen bei der Totenfeier in Berlin. Jakob Kaiser, der fränkische Buchbinder mit dem hartkantigen Arbeitergesicht hatte zeitlebens nicht das, was man die ,.glückliche Hand nennt. Er war mit 45 Jahren Reichstagsabgeordneter des Zentrums und Geschäftsführer der
„Wenn einer sich unter die Geier mischt, wird er zum Geier, wenn einer sich unter Krähen mischt, wird er zur Krähe.“ Der Prinz Souvanna Phouma (man spricht dieses englisch geschriebene Wort „Puma“ aus, es hat mit dem romantischen Panthernamen Puma nichts zu tun, ebensowenig wie sein kaum tigerbltitiger Träger) — ein angehender Sechziger —, hat dieses laotische Sprichwort schon zitiert, als er noch kein Premierminister war, sondern zusammen mit seinen Brüdern und Halbbrüdern am Hof des Königs Sisavang Vong lebte.Er gehörte dem Haus der laotischen Dynastie an, die ihr
Wenn man nach Gegenbeweisen zur These von der verhängnisvollen Vorherbestimmung eines sogenannten „Volkscharakters“ sucht, dann zitiert man die Schweden. Aus einem unsteten und aggressiven „Kriegsvolk“ seien sie zum Prototyp einer friedlichen Lebensstandardnation geworden. Wir können den alten Chroniken nicht entnehmen, ob alle Schweden in vergangenen Zeiten „bellandi cu-pidi“ gewesen seien. Ihre großen Könige waren es allem Anschein nach.Die heute in Schweden herrschende Dynastie hat mit dieser fernen Vergangenheit nichts mehr zu schaffen. Ihr Ahnherr Bernadotte war einer
Der am 3. Oktober des Vorjahres von einer sechs Millionen umfassenden Mehrheit der Brasilianer gewählte Präsident Janio Quadros paßt ebensowenig in ein weltpolitisches Kästchensysteni nach dem Stalin-Dulles-Schema von „Cut und Böse“ wie sein Riesenland. Brasilien ist zu groß und zu trächtig, berstend in seiner Vitalität, explodierend in immer neuen Potenzen, als daß man es in irgendein Satellitensystem einreihen könnte. Aber dieses von Jahr zu Jahr ungestüm weiter wachsendeRiesenkind der westlichen Hemisphäre hat bis jetzt seine geistige Profilierung noch nicht gefunden, seine
ln seinem österlichen Hirtenschreiben von 1960, das von der „schmerzlichen Betrübnis” berichtete, die der Patriarch von Konstantinopel bei einem Besuch des Heiligen Grabes in Jerusalem über die Trennung der Kirche Christi empfunden hat, nimmt der Ober- kirt der östlichen Christenheit ausdrücklich auf jene Stelle im siebzehnten Kapitel des Johannes Bezug, die auch Papst Johannes XXIII., Patriarch des Abendlandes, immer wieder zitiert, wenn er vom bevorstehenden Konzil spricht: Das hohepriesterliche Abschiedsgebet Christi: „Damit alle eins seien.”Als er vor 75 Jahren geboren wurde,
„Ich bin kein Pfarrer“, sagte der deutsche Wirtschaftsminister Ludwig Erhard noch vor ein paar Jahren mit deutlicher Abwehrbewegung, als man ihn bat, angesichts der hektischen Sprunghaftigkeit des deutschen Wirtschaftsaufstieges in den ersten „Wunderjähren“ ein paar belehrend-moralische Worte über die sittlichen Schädigungen allzu üppigen Konsums von sich zu geben, Im Gegenteil: Der vitale Protestant aus Bayern, dessen gesundfarbenes, vollrotes Gesicht mit der unvermeidlichen Wohlstandszigarrezum Symbol einer beherrschenden Mentalität wurde, prägte sogar das kühne, aber
Unter Gustav Stresemann begann die politische Karriere des aus dem Bremischen stammenden Wirtschaftspolitikers. Die im Parteienspektrum der Weimarer Republik ziemlich weit rechts stehende Deutsche Volkspartei der National- Liberalen, deren sächsischer Landtagsabgeordneter und Generalsekretär er bis zu Hitlers Antritt war, formte das politische Denken des heute Achtundsechzigfährigen, der dank seiner schlanken norddeutschen Erscheinung wesentlich jünger wirkt. Man könnte ihn für einen Karrierediplomaten mit leicht lehrhaftem Einschlag halten, wenn danicht etwas Fierantenhaftes,
DDr. Ceoffrey Francis Fisher, der vor fünfzehn Jahren inthronisierte Primas von All-England, fühlt sich als der 99. Erzbischof von Canterbury. Der erste Bischof der anglikanischen Kirche zählt den Begründer der englischen Hierarchie, den von Gregor dem Großen entsandten heiligen Augustinus, ebenso zu seinen geistlichen Vorgängern wie ien heiligen Thomas Becket, der im Kampf um die Rechte einer von staatlicher Bevor-mundung freien Kirche einst den Martertod erlitt. Das Oberhaupt seiner Kirche — der jeweilige Träger der britischen Krone — erhielt den Titel eines Glaubensverteidigers
Als der noch nicht einmal vierzigjährige katholische Priester Johannes Oesterreicher im November 1940 als Emigrant in den USA eintraf, konnte er, der damals noch kein Monsignore war und nicht die amerikanischen Vornamen John M. führte, wohl auf einige Gravamina hinweisen, die ihm ein Leben in dem von Hitler beherrschten Europa unmöglich machten. Er war nicht nur katholischer Priester und noch dazu einer, der sich in den Jahren des österreichischen Todeskampfes vor 1938 als besonders klarer und konsequenter Gegner des Nazismus erwiesen hatte, sondern er war zudem im Sinne der die Taufe
Ak sich die Deutschlandpolitiker des Kreml — überraschend selbst für viele “Kommunisten Deutschlands, die als alte „Linke“ lieber direkten Kurs auf eine sozialistische Sowjetrepublik genommen hätten — im Herbst 1949 entschlossen, ihre Zone durch einseitigen, von der Bevölkerung nie in einem halbwegs freien Wahlgang sanktionierten Willensakt in die seither sogenannte „Deutsche Demokratische Republik“ umzuwandeln, ihr die altliberalen Farben Schwarz-Rot-Gold und eine von Becher gedichtete patriotische Hymne zu verleihen —, taten sie dies im Verfolg eines sehr bestimmten
Wenn der Papst zu einem außergewöhnlichen Anlaß einen Legaten entsendet, so gebührt diesem Kirchenfürsten auch nach dem weltlichen Zeremoniell der meisten Staaten die Ehre eines Staatsoberhauptes. Er ist, wie es in der Diplomatensprache heißt, das „andere Ich“ des Papstes. Wir erinnern uns noch des Österreichischen Katholikentages 1952, als sich Kardinal Innitzer nach Rom begeben mußte und dann in Begleitung des goldbehelmten Nobelgardisten wiederkehrte, sich für eine Woche aus dem Ober-hirten Wiens in den Gesandten des Papstes wandelte. Für den in diesen Tagen zum großen
Sehr öft im zweidimensionalen Plakatstil, nur ganz selten iht Psychologische hinein vertieft, zeichnet Hedda Zinner in einem Schauspiel „Teufels- kreis’’ die Vorgänge und Hintergründe des Reichs- tägsBrandpozesses von 1933. Die Ost-Berliner Volks- bühne gastiert mit ihrer, von Fritz Wisten besorgten, betont schlichten und hart konturierten Inszenierung an der Scala. Zug um Zug entsteht das immer näher rückende und Gestalt annehmende Bild der Monate der nazistischen Machtergreifung. Sehr bald aber fesseln den Zuschauer von heute nicht mehr die individuellen Vertreter des Terrors,
Dieses Wort Maxim Gorkis, dessen Bild und krönendes Grußwort auch der Dramatisierung von Makarenkos „W eg ins Leben" den überhöhenden Charakter verleiht, stand am Eingang der Oktoberrevolution. Es erwies sich, daß dieser Humanismus (ein sehr ungenaues und hier nur der in der Sowjetliteratur zitierten Häufigkeit wegen gebrauchtes Wort) in einer von der Ferne her kaum differenzierbaren Verbindung mit einem mächtigen religiösen slawischen Brüderlichkeitsbegriff, leuchtkräftig genug war, dem eigentlichen Geschehen-in Rußland als ein bengalischer Lichtvorhang zu dienen. Nahezu die
Aber: Jedes noch so vollendete Verbrechen — und der Ausdruck scheint uns bei dem, was an der Seele der deutschen Kinder hier getan wird, keinesfalls zu stark zu sein — hat irgendwo einen Fehler. Die kleine Broschüre zeigt ihn so deutlich, daß wir sie geradezu mit einem zuversichtlichen Aufatmen zu Ende lasen. Es heißt dort nämlich, daß das totalitäre System im Schulwesen angeordnet hat, die Lehrer sollten als sogenannte „Aufklärer regelmäßig die Eltern ihrer Schüler zu Privatgesprächen aufsuchen, um sie für die „bewußte Sache“ (Frieden, Fortschritt usw.) zu gewinnen. Sie