„Kabarett müssen immer wieder die Jungen machen. Man kann nicht zorniger junger Mann mit Tantiemenspitzbauch bleiben.” So ähnlich formulierte Direktor Gerhard Bronner den beachtenswerten Grund, der ihn zur Einladung eines neuen, unroutinierten Brettl-Teams an sein Theater am Kärntnertor bewog. Man kann einem Qualtinger, einem Mertz und einer Martini nicht „nachspielen”. Man soll es auch nicht, wenn man selber etwas zu sagen hat. Bronner, der mit einigen Hintergrundhelfern zusammen die Regiefäden in der Hand hält, hat keinem eine Schablone aufgezwungen. Nur bei der Musik, da war seine elegante Hand schon deutlich zu erkennen. Sonst aber sagte man, was man sich dachte. Es war nicht gerade wild aggressiv, und von makabrer Dämonie war nichts zu spüren, ln die Luft sprengen wollen und werden diese jungen Leute nichts. Und das Herz wird ihnen ob unserer Zeit auch nicht brechen. Abet sie haben einen gescheiten, nüchternen Blick für das Redliche. Sie haben auch so etwas wie eine Moral. „Ihr Guten”, hätte Goethe vielleicht nach der einen oder anderen Nummer gesagt. Aber auf den kommt es in diesem Zusammenhang ja auch nicht gerade an. Die „Rhapsodie in Pfusch”, der „Adabei”, besonders aber die beiden weltpolitischen Glossen „Expertinenzen” und „Echo aus Arabien” saßen am besten im gut anvisierten Ziel. Die Schlußnummer „Wien bleibt Wien” war trotz der angekündigten „gefährlichen Drohung” recht zahm. Die „Südtirolsatire” verpuffte in alle nur denkbaren Richtungen und hinterließ einen peinlich faden Nachgeschmack. Von den Schauspielindividualitäten ist Gerhard Steffen (zwischen Nestroy und Doderer) die mit Abstand stärkste. Unter den drei Damen ist Eva Pilz die stärkste Begabung. Isa Franke verläßt sich anerkennenswerterweise nicht nur auf ihr attraktives Aussehen, Irina Ladwig zeigt Begabung im Ansatz. Immerhin: man hat schon weniger gelacht.
