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„Mensch das klingt groß!“

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Dieses Wort Maxim Gorkis, dessen Bild und krönendes Grußwort auch der Dramatisierung von Makarenkos „W eg ins Leben" den überhöhenden Charakter verleiht, stand am Eingang der Oktoberrevolution. Es erwies sich, daß dieser Humanismus (ein sehr ungenaues und hier nur der in der Sowjetliteratur zitierten Häufigkeit wegen gebrauchtes Wort) in einer von der Ferne her kaum differenzierbaren Verbindung mit einem mächtigen religiösen slawischen Brüderlichkeitsbegriff, leuchtkräftig genug war, dem eigentlichen Geschehen-in Rußland als ein bengalischer Lichtvorhang zu dienen. Nahezu die gesamte west- und mitteleuropäische Intelligenz hatte zumindest einmal im Leben und vor allem in jenen unmittelbaren Jahren nach dem ersten Weltkrieg gebannt und ergriffen auf diesen Vorhang gestarrt und in seinen Falten geheimnisvolle eigene Sehnsüchte, unerfüllte, stek- kengebliebene Hoffnungen zu erspähen gehofft. Inzwischen ist alles anders geworden. Die Sowjetunion hat ihr eigentliches Gesicht gezeigt, das weder jenes der edelbolschewistischen Phantasievorstellungen noch der blutrünstigen und halbgebildeten Hetze (Dwinger, Krassnow usw.) ist. Es zu beschreiben und dichterisch auszuprägen, ist eine neue sowjetische Dramatikergeneration bemüht. Wir haben noch wenig Gültiges zu sehen bekommen. Und so hängt denn noch immer der recht verschlissene Vorhang des Frühkommunismus als künstlerische Visitenkarte da, wenn die russische Wirklichkeit beschworen werden soll. (Wenigstens bei uns.) Makarenkos (von S t e h 1 i k dramatisiertes und doch nicht ganz vom epischen Grundcharakter gelöstes) „Pädagogisches Poe m", das die Wiener Scala in einer von sichtlicher innerer Beteiligung der Schauspieler (vor allem der Jugend) getragenen Aufführung herausbrachte, gehört ganz zu dieser Vorhangwelt.’Es erschüttert uns so wenig oder so viel wie die zeitgenössischen Problemstücke unserer eigenen zwanziger Jahre. Die Regie (Otto Tausig und Hortense Raky) war bemüht, die Konturen scharf, oft überscharf zu zeichnen und nichts verschwimmen zu lassen. Zwei schauspielerische Leistungen seien hervorgehoben: Rudolf Bell-Landeck (Burun) und Elisabeth Gruber (Marussja).

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