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Indische Träumereien

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Die Kabarettisten Josef Haderund Alfred Dorf er schrieben gemeinsam eine Tragikomödie „Indien", die 1991 in St. Pölten auf der „Bühne im Hof" uraufgeführt wurde. Zwei Jahre später erhielten sie für die Verfilmung ihres Stückes den Förderpreis zur Kainz-Medaille der Stadt Wien. Der Film zählt zu den wenigen erfolgreichen österreichischen Kinoproduktionen. Zur Zeit ist „Indien" als Gastspiel des Schloßpark-Theaters Berlin im Akademietheater zu sehen.

Wie bei einer Buchverfilmung vergleicht man den Film mit dem Theaterstück, und es stellt sich die Frage nach der besseren Interpretation. Als Theaterstück hat „Indien" viel mehr Tiefgang, die Auseinandersetzung mit dem Tod ist wesentlich ernsthafter. Es gibt auch keine Bruchstellen, die Unterhaltung zwischen den beiden Männern, die gemeinsam Gasthäuser kontrollieren, läßt erahnen, daß noch ein bitteres Ende nachkommen wird.

Michael Schottenberg als Kurt Fellner spielt einen extremen Kauz. Heribert Sasse in der Rolle des Heinz Bösel ist in seiner Vulgarität fast schon ein „Mundl"-Verschnitt. Die beiden Charaktere sind auf der Bühne nicht so unterschiedlich dargestellt wie im Film. Sie ähneln einander mehr, im Alter, in der Kleidung, in ihrer Verhaltensweise. Zwei gleichrangige Berufskollegen werden echte Freunde.

Im Film ist Hader-Bösel der Ältere, nicht so Gebildete, während Dorfer als Fellner den smarten Yuppie verkörpert. Das „Danke, ganz lieb" vom Yuppie Dorfer, das zum geflügelten Wort wurde, wird von Schottenberg bewußt beiläufig gesprochen. Die Konversation zwischen dem gesunden Bösel und dem im Sterben liegenden Fellner berührt. Die ironische Reflexion über den Tod hat auf der Bühne eine andere, stärkere Dimension.

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