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Kleine Bosheiten

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Uber Ungeheuerlichkeiten freut sich das Publikum immer am meisten” - dies erfährt das Publikum in Egyd Gstättners Stück „Schopenhauer”. Eine Ungeheuerlichkeit zwar, doch zum Freuen ist sein Stück keineswegs.

Ein Mann und eine Frau sitzen gefesselt und geknebelt auf der Bühne. Nach einiger Zeit gelingt es dem Mann, den Knebel auszuspucken. Die Frau (Johanna Mertinz) bleibt geknebelt, und das neunzig Minuten lang. Einbrecher sind in die Wohnung des Schriftstellers eingedrungen und haben die Geschwister überfallen. Gestohlen wurde nur ein Kugelschreiber. Der Mann ist, wie man bald erfährt, Autor eines Stücks mit dem Titel „Schopenhauer”, das am Abend des Überfalls in seiner Heimatstadt uraufgeführt wird.

Über Schwesternhaß und Schopenhauer, Theater und Publikum monologisiert der Schriftsteller. Man lacht, man schmunzelt, doch man hat alles schon einmal besser gelesen, nämlich von Thomas Bernhard. Gstättners Text erscheint nur als müder Abklatsch dessen, was als bernhardische Übertreibungskunst zu faszinieren pflegt. Da helfen weder Schopenhauer noch Schimpftiraden auf Schwester und Publikum oder ironische Bemerkungen, wie „Monologe auf der Bühne sind Schwachsinn”, der Text bleibt Geplätscher.

Daß der Abend doch nicht ganz fad wird, dafür sorgt Thomas Stolzeti in der Rolle des Schriftstellers. Er bleibt an den Sessel gefesselt und wirbt für Gstättners kleine Bosheiten. Michael Wallner hat das Stück für das Wiener Volkstheater neu inszeniert, nachdem es vor zwei Jahren in Klagenfurt unter dem Titel „Die Räuber” aufgeführt worden ist. Es wäre wahrscheinlich kein Verlust gewesen, hätte man es bei dieser Aufführung bewenden lassen.

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