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Leider ein Spiegelbild

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Die Textcollage „Stecken, Stab und Stangl” von Elfriede Jeli-nek verbindet das Schicksal der vier ermordeten Roma von Oberwart mit dem der ermordeten Juden. Sie löst Trauer über die Opfer aus und Zorn oder, je nach Temperament, Verzweiflung angesichts jenes Teiles Österreichs, dem es so lange zu früh war, sich der Nazischuld zu stellen, bis er sagen konnte, einmal müsse Schluß sein. Dieses „Einmal muß Schluß sein” zieht sich leitmotivisch durch einen Text, dessen Wirkung zum größeren Teil der Regie von George Tabori zu verdanken ist. Denn er leidet nicht am Prinzip des auf mehrere Sprecher aufgeteilten Monologs. Es gibt Beispiele für die starken Wirkungen, die mit diesem „Antitheater-Konzept” erzielt werden können. Er leidet vielmehr an den Grenzen der Autorin, die hier deutlich erkennbar werden. Die stärksten Stellen sind die Zitate. Großen Anteil an der Wahrheit des Spiegelbildes, das Österreich vorgehalten wird, haben auch die Darsteller, voran Hilke Buthner, Blanka Modra und Manfred Karge. Österreich wird sich darin nicht erkennen, weil es sich darin nicht erkennen will.

In einem im Programmheft abgedruckten Gespräch redet Elfriede Je-linek vom „SS-Oberführer und Blutordensträger Tobias Portschy, der immer noch im Burgenland unangefochten lebt und sogar Landeshauptmann war”. Dies ist irreführend. Portschy war Landeshauptmann, aber in der Nazizeit, solange es diese Funktion noch gab. Er wurde nach dem Krieg zu 15 Jahren verurteilt und, schlimm genug, 1951 begnadigt.

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