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Mission der Festspiele

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Es ist verfehlt, bei Festspielen „Höhepunkte” oder „Gipfel” zu suchen. Bei Festspielen muß jede Leistung erstrangig sein, und bei der Verschiedenheit der einzelnen Aufführungen erübrigen sich Vergleiche. Ein Sammelbericht kann nur bei einzelnen Marksteinen stehenbleiben, ohne daß hiermit ein Werturteil über die anderen Darbietungen gegeben wäre.

Das Wiener Burgtheater trat heuer in Bregenz dreimal in Erscheinung. Zuerst in „Helena bleibt in Troja” des Türken Batu, einer leider allzu zeitgemäßen Nachdichtung der griechischen Tragödie. Es folgte „Die Jungfrau von Orleans”, eine Huldigung für den ewigen Schiller. Hier war es vor allem Judith Holzmeister in der Titelrolle, die sich wahrhaft selbst übertraf. Und wie zum Kontrast gegen Schillers Pathos folgte destroys „Der Zerrissene”. Auch hier wie bei Batu und Schiller zeitloser Wert, diesmal im wienerischen Kleide. Die herzliche Aufnahme des „Zerrissenen” in Bregenz bewies, daß das Alemannische von Wien gar nicht so weit entfernt liegt und daß Nestroy längst über die räumliche und zeitliche Beengtheit seiner Epoche in den Bereich dessen, das wir „Klassik” nennen, emporgewachsen ist. „Der Zerrissene” repräsentierte bestes Oesterreich vor einem internationalen Publikum und bewies aufs neue die österreichische Mission der Bregenzer Festspiele.

Bregenz hatte die Ehre, daß hier Volkmar Andreae vom Taktstock Abschied nahm. Andreae, der Schweizer, war der beste Interpret des Oesterreichers Anton Bruckner- Es war darum mehr als Formsache, daß die Bregenzer Festspielgemeinde Dr. Andreae zum Ehrenmitglied ernannte und der Landeshauptmann von Vorarlberg dem Gefeierten den allgemeinen Dank verdolmetschte.

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