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Mozarts Faktotum

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FRANZ XAVER SÜSSMAYR. Von Henry H. H a u s n e r. Bergland-Verlag, Wien. Österreich-Reihe, Band 254/256. 136 Seiten. Preis 30 S.

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FRANZ XAVER SÜSSMAYR. Von Henry H. H a u s n e r. Bergland-Verlag, Wien. Österreich-Reihe, Band 254/256. 136 Seiten. Preis 30 S.

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Süßmayr (1766 bis 1803) gilt als Mozarts Freund und Schüler, fungierte aber im letzten Lebensjahr des Meisters eher als sein Faktotum. Er hatte sich um Constanze zu kümmern, wenn sie zur Kur in Baden weilte; er begleitete das Ehepaar auf Mozarts letzter Reise nach Prag und schrieb für ihn die Secco-Rezitative im „Titus“; er wurde schließlich von Constanze damit betraut, das hinter-lassene Requiem-Fragment, wenn nicht zu vollenden, so doch abzurunden. Er war zuletzt Kapellmeister im Kärntnertor-Theater, der alten Hofoper. Als Komponist war er mit seinen Opern („Der Spiegel von Arkadien“ (Freihaustheater) und „Soliman der Zweite“ (Kärntnertor-Theater) besonders erfolgreich. Nach zwei Wiener und einer Innsbrucker Dissertation über Süßmayr hat Herr Kecskemeti über seine Handschriften in der ungarischen Nationalbibliothek berichtet, die aus Süßmayrs Nachlaß an die Fürsten Esterhäzy gekommen waren. Herr Hausner hat nun alle diese Vorarbeiten in einer lesenswerten Biographie verwendet und ergänzt. Leider ist seine Kenntnis der neuen Mozart-Literatur mangelhaft, und manchmal ist seine Darstellung auch fehlerhaft. So hat Beethoven das Thema „Tändeln und scherzen“ zu sechs Klaviervariationen nicht dem „Spiegel von Arkadien“, sondern dem „Soliman“ entnommen. Karl Ludwig Gieseke, einer der Libret-tisten Süßmayrs, war 1795 nicht 19, sondern schon 34 Jahre alt; er, der Schauspieler und Textdichter des Freihaustheaters, hat sich 1818 bei einem Besuch Wiens nicht als Professor der Mineralogie in Dublin „ausgegeben“, er war es wirklich. Mozart wurde auf dem St. Marxer Friedhof nicht in einem „Massengrab“ beigesetzt, sondern in einem Reihengrab. Das Bild, das Mozart auf dem Sterbebett mit seiner Familie und seinen das Requiem probenden Freunden darstellt, eine von „Tuch-berger“ signierte Federzeichnung im Stil Löschenkohls, ist, wie man weiß, eine Fälschung aus unserem Jahrhundert.

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