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Schwabacher Streiche

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Die erste NPD-Großkundgebung für die Bundestagswahlen ist in Schwabach nicht so werbewirksam zu Ende gegangen, wie sie in Bayreuth mit den Wirren um die Stadthalle begonnen hatte. Ein voller Werbeerfolg wäre den Nationaldemokraten nur dann zuteil geworden, wenn sie mit einem Sieg in letzter Gerichtsinstanz den Saal doch noch bekommen und, umgeben von massiven Gegendemonstranten, heldenhaft ihren außerordentlichen Parteitag in Bayreuth durchgeführt hätten. Zwei Ereignisse machten jedoch einen Strich durch diese Rechnung. Einmal das nach den Worten v. Thaddens „grobe Versäumnis“, die Saalmiete — wie vertraglich festgelegt — im voraus zu bezahlen oder zumindest zu deponieren. Dieses Eigentor brachte die NPD um die Stadthaiile und zwang sie, nach dem mittelfränkischen Schwabach auszuweichen, wo der letzthin aus der SPD ausgetretene Oberbürgermeister ihnen die „Markgrafenhalle“ kurzfristig überließ und wo auch sonst der politische Boden durch beachtliche Erfolge bei den letzten Landtagswahlen schon einigermaßen vorbereitet war.

Dazu kam als zweites Element der offensichtliche Entschluß der anderen Parteien, sich mit der NPD nur noch politisch-rhetorisch auseinanderzusetzen, Demonstrationen jedoch, die leicht in Handgreiflichkeiten ausarten können, tunlichst zu vermeiden. Die Rednerkoalition des CSU-Staatssekretärs von und zu Guttenberg, des SPD-Fraktionsvonsitzenden Helmut Schmidt und des DGB-Vorstandsmitglieds Fittkan in der Bayreuther Rotmainhalle waren für diesen neuen Stil bezeichnend. Die APO scheint allerdings nicht gewillt, an diesem „Verrat“ mitzutun. Sie bewies dies in Bayreuth derart demonstrativ mit Knallkörpern und Sprechchören, daß auf einen Wink von Helmut Schmidt die Polizei eingriff und die lautesten Schreier aus dem Saal entfernte.

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