Engel - © Foto: © Karolina Miernik

Tod und Teufel in "Engel in Amerika"

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Sittenbild der amerikanischen Gesellschaft: Tony Kushners „Engel in Amerika“ ist noch immer aktuell. Das Wiener Akademietheater zeigt das Stück als beeindruckende Ausstattungsrevue.

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Sittenbild der amerikanischen Gesellschaft: Tony Kushners „Engel in Amerika“ ist noch immer aktuell. Das Wiener Akademietheater zeigt das Stück als beeindruckende Ausstattungsrevue.

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Tony Kushners kontroverses Meisterwerk „Engel in Amerika“ feiert am Wiener Akademietheater 30-jähriges Jubiläum und hat nichts an Brisanz und Aktualität eingebüßt. Das liegt einerseits an der diabolischen Hauptfigur Roy M. Cohn, dessen reales Vorbild als rechtskonservativer Anwalt auch Donald Trump beratend zur Seite stand und der 1986 an AIDS verstarb. Andererseits liegt es an den politischen und sozialen Verwerfungen, die sich in diesem legendären Theaterklassiker des späten 20. Jahrhunderts am Umgang mit einem neu entdeckten und lange Zeit todbringenden Virus entzünden. Auch Klimawandel, Korruption, Bigotterie und Diskriminierung sind noch heute ungelöste Themen, die Kushner in seinem preisgekrönten Stück virtuos zu einem Sittenbild der amerikanischen Gesellschaft verwebt.

Mit viel dämonischem Charisma verkörpert Markus Scheumann den machtbesessenen Anwalt Roy, der seine Erkrankung als Leberkrebs tarnt und an den Hebeln der Macht geschickt zu drehen versteht. Bei seinem ersten Auftritt schwebt er im Yuppie-Anzug und mit koffergroßen Mobiltelefonen bewaffnet auf die mit Särgen gepflasterte Bühne. Dort wartet der junge Mormone Joe (Felix Rech) auf berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, seine Homosexualität steht ihm da nur im Weg. Er führt eine unglückliche Ehe mit Harper (Annamária Láng), die mit Hilfe von Valium der Realität entflieht. Auch Louis (Nils Strunk) und Prior (Patrick Güldenberg) finden in ihrer Partnerschaft keinen Halt mehr, den bevorstehenden Todeskampf muss der an AIDS erkrankte Prior alleine ausfechten, nur die ehemalige Dragqueen Belize (Bless Amada) hält weiter zu ihm. Dazwischen tritt die großartige Barbara Petritsch als Rabbi, Mormonenmutter und Ethel Rosenberg verkleidet auf. Letztere wurde in den 1950er Jahren der Spionage bezichtigt und landete auch Dank Cohns Einfluss auf dem elektrischen Stuhl.

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