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Aida im Rahmen der Wiener Festwochen verzichtet auf Massenszenen.

Keine Pyramiden, keine Statistenheere - nur ein leerer, weißer Raum und ein rotes Sofa. Peter Konwitschnys legendäre Version von Giuseppe Verdis "Aida", vor neun Jahren für die Grazer Oper erarbeitet, läuft nun im Rahmen der Wiener Festwochen. Im Prinzip unverändert, wenn den Kritiker die Erinnerung nicht täuscht. Sogar die Besetzung ist zum Größten Teil die selbe wie zuletzt vor zwei Jahren: Ildiko Szönyi (Amneris), Sylvie Valayre (Aida) und Ulrike Pichler-Steffen (Eine Priesterin).

Neu ist hingegen der herrliche Jan Vacik mit seiner strahlenden, emotionsgeladenen Stimme (Radames). Wolfgang Bozic dirigiert diesmal die Wiener Symphoniker, die Verdi - sehr passend - ganz weich und intim zum Klingen bringen.

Konwitschny nämlich hat "Aida" auf die pure menschliche Tragödie reduziert. Der kahle Raum ist Wohnzimmer der Mächtigen oder das Innerste des Tempels; das Volk bleibt außen vor, der Arnold Schoenberg Chor ertönt nur aus dem Off. Von der ägyptischen Armee ist nur ein Plüschelefant in Radames' Händen übrig geblieben. Während des Triumphmarsches besäuft sich die Führungsclique mit Champagner, bis sich deren Mitglieder nur noch am Boden wälzen. Die obligaten Publikumsproteste nach dieser Szene waren zwar lautstark, aber nur von einer Minderheit getragen.

Zur vermauerten Grabkammer für den gescheiterten Aufsteiger und die Dienstbotin wird der enge, kahle Raum jedoch nicht. Am Ende fallen die Mauern des sozialen Gefängnisses, und es eröffnet sich der Blick in die Weiten des Bühnenraums. Sterbend schreiten Aida und Radames in die Freiheit, durch den Hintereingang des Theaters hinaus auf die Straße. Ein Bild, dass man so schnell nicht vergisst.

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