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Wenig Regie

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Diese „Aida“, eine Veranstaltung des Saizburgrer Landestheaters, wurde zum Jubiläum der Kulturvereinigung anläßlich ihres 25jährigen Bestehens im Großen Festspielhaus inszeniert. Sie sollte auch der erste Akzent der Kulturtage sein, die aus diesem Anlaß während des Spätherbstes 1972 in Salzburg stattfanden.

Man erinnerte sich mit Vergnügen an den Versuch mit Wagners „Lo-hengrin“ und wartete gespannt.

Die Oper freilich besitzt für viele circensischen Charakter wie in der Arena zu Verona, da man ja sich des Triumphmarsches erinnert, weniger aber der vielen schönen lyrischen Stellen, die die seelische Verfaßtheit der beiden Liebenden Radames und Aida in die Musik umsetzen. Und gerade diese Chance sollte man bei einer Inszenierung wahrnehmen, die unter Aufbietung aller in Salzburg zur Verfügung stehenden Mittel zustandekommt.

Und da ist der erste Punkt, der bei dieser „Aida“-Inszenierung festzuhalten ist. Vom Mozarteum-Orchester her, das vielleicht für das große Haus noch größer hätte sein können, blieben unter der Leitung seines Chefs Leopold Hager kaum Wünsche offen, auch nicht von den Stimmen der Gäste, die man hier in dieser Inszenierung vereinigte. Was Regisseur Peter Busse, aus dem Umkreis Karajans, und dessen ägyptischer Finsternis auf der Bühne verpflichtet, allerdings nicht vermochte, war, aus den vielen einzelnen ein Ensemble zu schaffen. Aida und Radames stehen nebeneinander, als gehörten sie nie und nimmer zueinander. Und das ist als zweites zu bemerken: Gegen diese „Aida“ war „Lohengrin“ geradezu eine sexsprühende Aufführung. Von Zuneigung und Liebe keine Spur. Im letzten Bild wird das Paar während seines Duetts in die Bühne versenkt. Diese Szene wäre wohl auch anders zu lösen gewesen. Einmauern meint nicht Liftfahren.

Als Aida hatte man Enriqueta Tarres verpflichtet, deren intonationssicherer Sopran vor allem in der Höhe gut anzuhören ist; Radames war Albino Toffoli anvertraut, ein Tenor italienischer Schule und Schulung, dessen schräger nach links hinten geneigter Stand mir Bewunderung abrang; stimmlich kann man durchaus zufrieden sein; seine Liebe zu Aida brennt er auf Sparflamme. Mehr Temperament brachte Gwen-dolyn Killebrew als Amneris mit, auch hier keine Kritik an der Gesangsleistung, aber wieder fataler Mangel an Führung von Seiten des Regisseurs. Der König war Jonel Pantea, Amonasro, Aidas Vater, Rolf Kühne. Gut Peter Wimbergers Oberpriester. Die Chöre des Landestheaters und der Salzburger Festspiele schlugen sich mit Verstärkung sehr wacker. Der Triumphmarsch ist freilich schwer in Szene zu setzen, zumal das Bühnenbild von Robert Kautsky von der Staatsoper entlehnt und die Tiefe des Großen Festspielhauses geringer ist. Deshalb hat es Imre Vincze für Salzburg adaptiert.

Das Ballett des Landestheaters tanzte unexakt wie meist — hoffentlich wird Armin Wild darin Wandel schaffen. Die Kostüme Kautskys und Ronny Reiters für das Ballett entsprachen nicht; man kann dagegenhalten, daß auch Verdi Verdische Musik geschrieben habe und nicht ägyptische. Allein: Ein wenig Stil-und Kostümkunde und Vertrautheit mit der Kulturgeschichte dürfte man ja erwarten. Alles In allem: Kein schlechter Beginn der Kulturtage, aber eine lieblose Aida. Vielleicht werden die Reprisen die Gespanntheit lösen.

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