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Ohne Prunk

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Die Bundesländer nehmen sich wieder der Großen Oper an; künstlerische Ansprüche steigen: So hat sich die Grazer Oper mit ihrer „Aida“-Produktion, wie schon vorher mit Ponchiellis „La Gioconda“, erneut in die Region von Werken vorgewagt, die die Kapazität des Hauses zwar bis zum äußersten auslasten, die aber zugleich zeigen, daß es nur eine Frage des Haushaltens, strengen Kalkulierens, äußerster Arbeitsdisziplin ist, in den Bundesländern solifle Aufführungen zustande zu bringen.

Natürlich, die Dekorationen für diesen Verdi-Abend durften nicht mehr als 750.000 Schilling kosten (zum Vergleich: an der Wiener Staatsoper 3,2 Millionen). Staatstheaterprotz ist nicht möglich. Aber im Effekt ist dieses strenge Einheitsbühnenbild Annelies Corodis sogar stimmiger, in Funktion und Einsatz präziser als der üppigste Wiener Monumentalkitsch.

Die Probleme für eine „Aida“ liegen also in Graz woanders, vor allem beim Ballett, das im Moment — vor seiner Reform — noch in bedauernswertem Zustand ist, und bei den Chören: Sie sind nur in kleinerem Aufgebot verfügbar; hier muß man kaschieren. Und das Orchester müßte eigentlich viel intensiver arbeiten. Noch dazu unter einem so verläßlichen Opemkapellmeister wie Maestro Lamberto Gardelli. Erfreulich die Besetzung: Geführt von der imponierenden Amneris Gertraud Eckerts: in Stimmvolumen, Timbre, Gesangskultur wie in der Darstellung deckend. Mit Luisa Maragliano hat man sich zwar eine Aida mit großem kraftvollem Sopran — Marke „Arena di Verona“! — auf die Bühne geholt; aber sie brauchte einen Dompteur von einem Dirigenten, der dieses üppige Material zähmt, manche Unsitten der Stimmführung ausmerzt, die Interpretation kultiviert.

Solide das Herrenteam: Vor allem Ferdinand Radovans Amonasro, eine dramatisch zwar sehr ruhige, aber stimmlich sehr runde Leistung; Thomas O'Leary: ein streng verhaltener Ramphis mit schwarzer Tiefe. Bloß ein Radames-Klischee lieferte Barry Morell.

Darüber, ob Lars Runstens flache Inszenierung etwas mit Regie und Konzept zu tun hatte, ließe sich streiten: eine Menge interessanter Ansätze, einige gute Ideen wurden nicht konsequent durchgezogen, obwohl das Bühnenbild dazu alle Möglichkeiten geboten hätte.

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