Unterhaltsame Sommerkomödie

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Nikolaj Gogol hat mit seiner 1835 geschriebenen Komödie "Der Revisor" ein Sittenbild der korrupten Mächtigen einer Kleinstadt gezeichnet. Als diese erfahren, dass ein Revisor die Stadt überprüfen soll, ist natürlich Feuer am Dach. In ihrer Panik halten alle den Reisenden Chlestakow für den avisierten Revisor. Raphael von Bargen spielt diesen als einen sehr unbedarften Menschen, der erst mit der Zeit erkennt, welche Chancen ihm plötzlich offenstehen. Wenn er dann allerdings beginnt, die Damen im Hause des Stadthauptmanns zu umgarnen, gleitet sein Spiel doch manchmal auf das Niveau eines Possentheaters ab; dabei würden ihm auch hier die leisen Zwischentöne sicherlich gut stehen.

Sven Dolinski ist sein treuer Diener Ossip; das Zusammenspiel der beiden erweckt manches Mal den Eindruck, ein altes Ehepaar zu sehen.

Unterhaltsam sind Petra Strasser und Katharina Haudum als Mutter und Tochter, die um Chlestakows Gunst buhlen.

Machtmissbrauch ist immer aktuell

Auch wenn es sich geradezu anbietet, einen starken Bezug zu aktuellen Korruptionsskandalen herzustellen, wurde darauf verzichtet. Andrej Iwanowski hat Gogols Text für die Sommerspiele Perchtoldsdorf neu übersetzt und ihm ist eine frische, moderne Sprache gelungen, die aber noch immer eine Brücke zur Entstehungszeit schlägt. Gerti Rindler-Schantl geht mit ihren Kostümen in die gleiche Richtung: Kleidung der damaligen Zeit wird modern interpretiert und somit ins Heute geholt. Dadurch wird die Zeitlosigkeit noch viel mehr verstärkt. Die sehr karg ausgestattete Bühne (Erich Uiberlacker) fügt sich gut in das Ambiente vor der Burg zu Perchtoldsdorf ein.

Das aufeinander eingespielte Ensemble agiert in der Regie Christine Wipplingers mit großer Präzision, die Auf- und Abtritte wirken durchchoreographiert bis ins kleinste Detail. Fritz Hammel ist ein schmieriger Stadthauptmann, der seine Kumpane gut im Griff hat; wohl auch, weil er nicht davor zurückschreckt sie immer wieder an ihre Fehltritte zu erinnern. Dabei hat er ja eigentlich selbst genug Dreck am Stecken. I Stangl und Horst Heiss sorgen als Gutsbesitzer Bobtschinski und Dobtschinski für komödiantische Einlagen. Clemens Matzka als Reviervorsteher ist der perfekte Befehlsempfänger.

Herrlich die Schlussszene, wenn der Postmeister (Sven Kaschte) Chlestakows Brief bringt, in dem alle mit ihren Macken geschildert werden: wie hier jeder probiert, den anderen bloßzustellen, aber dabei selbst nicht schlecht dazustehen, ist vom Spieltempo perfekt!

Der Revisor

Sommerspiele Perchtoldsdorf

bis 27. Juli

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