Werbung
Werbung
Werbung

Giuseppe Verdis "Maskenball" als wenig inspirierte Eröffnungspremiere am Opernhaus Graz.

Beeindruckend ist der mächtige Totenkopf, wenn er, von Nebelschwaden umhüllt, in dunklen Farben angestrahlt wird. Nur wirkt es lächerlich, wenn sich seine Schädeldecke hebt und die Wahrsagerin Ulrica auftaucht. Beeindruckend ist auch das Schlussbild, der Maskenball, mit seinen fantasievollen, bunten Figuren. Aber sonst ist man bei Verdis Un ballo in maschera am Grazer Opernhaus weniger beeindruckt.

Wenig phantasievoll ist der viereckige Einheitsraum (Bühne: Hermann Feuchter), der mit seiner braunen Maserung an einen Parkettboden erinnert (gleich gemustert wie das Kleid Amelias und diverse Tücher) und in den nur selten Requisiten hineingestellt werden. Von unterschiedlichem Geschmack sind die Kostüme von Michaela Mayer-Michnay.

Bei der Personenführung ist Regisseur Anselm Weber wenig eingefallen. Es wird herumgestanden und noch mehr herumgesessen. Emotionale Beziehungen zwischen den Protagonisten sind kaum sichtbar, Schlüsselszenen teils ungeschickt dargestellt.

Für fünf Glanzpartien ist das Werk geschrieben, nur teilweise wird hier dieses Attribut erfüllt: Gustavo Porta als Graf Riccardo versprüht viel Italianitá und Schmelz, neigt aber dazu, die Töne anzuschleifen und zeigt gegen Ende Ermüdungserscheinungen. Alexej Markov als Renato verfügt über einen echten Kavaliersbariton, der seinem Schmerz Ausdruck verleiht; er wirkt jedoch darstellerisch hölzern. Olga Romanko als Amelia hat eine Riesenstimme, die sie in den richtigen Momenten zurücknehmen kann; ihr Gesang berührt aber kaum. Hyon Lee als Page Oscar besticht mit sauberen Koloraturen. Tichina Vaugh ist eine kraftvolle Ulrica mit gewaltiger Tiefe. Solide sind David McShane und Wilfried Zelinka als Verschwörer sowie der Chor des Hauses.

Das Grazer Philharmonische Orchester unter Johannes Fritzsch kommt erst langsam in Schwung. Die Flut der mitreißenden verdischen Melodien und Orchesterfarben werden solide und nuancenreich musiziert, hätten jedoch mehr italienisches Brio vertragen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung