Vielfältigkeit - Grundlage für Innovation

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W Wissen ist ein Begriff mit Bezug zu Sprachwissenschaft, Philosophie, Geschichte und damit auch zu regionalen und lokalen Ausdrucksformen in Kultur und Sprache. Der Begriff Wissen evoziert Assoziationen zu allen thematischen Feldern dessen, was Wissen speichert.

Mittlerweile sind 35 Bände der Reihe erschienen. Der hier vorgestellte Band widmet sich der multikulturellen Metropole Wien mit dem Blick auf die Zuwanderung aus dem Balkan. Seit den 1960er-Jahren kamen zahlreiche Zuwanderer aus diesem europäischen Raum als "Gastarbeiter" nach Wien. Das Plakat "I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric. Warum sogn's zu dir Tschusch?" hat Anfang der 1970er-Jahre die Narrative über die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Fragen von "Gastarbeit", Zuwanderung, Flucht, Asyl und Integration geprägt.

Seit 1991 flohen 115.000 Menschen während des kriegerischen Zerfalls Jugoslawiens nach Österreich. Rund 13.000 Flüchtlinge kamen aus Kroatien, ebenso viele aus dem Kosovo, 90.000 aus Bosnien; 60.000 BosnierInnen blieben in Österreich. Es gab viel Solidarität mit den Geflüchteten und viele kulturelle Begegnungen und Kooperationen, vieles erinnerte an den "Schmelztiegel Wien" hundert Jahre zuvor.

Die Begegnung unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Riten gehört in Wien zu den großen Themen der Geschichte. Die Stadt Wien wurde -die Mentalitäten ihrer BewohnerInnen ebenso wie die Stadtgestalt - wesentlich durch diesen Charakter als Ort des Zusammentreffens unterschiedlicher Kulturen geprägt. Für diese Rolle Wiens als Begegnungsfeld und "Aufenthaltsraum" unterschiedlich geprägter Menschen waren geografische, politische und kulturelle Faktoren maßgeblich.

Die Habsburgermonarchie machte die Haupt-und Residenzstadt Wien zu einem Treffpunkt von Menschen, die häufig aus unterschiedlichen Herkunftsmilieus und kulturellen Schichten stammten. Dies betraf die Eliten, deren Sprachen, Symbole und Rituale; ebenso aber die Lebenswelten der einfachen Leute, sodass die multikulturelle Stadt viele ganz unterschiedliche Amalgame bildete. Die Kultur Wiens wurde jedenfalls durch diese Begegnungen stärker geprägt als durch andere Faktoren.

Corinna Metz zeigt in dem Buch, wie Wien durch die Aufnahme von flüchtenden Menschen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien geprägt, bereichert und gestaltet wurde. Die Stadt ist kulturell vielfältiger geworden; Vielschichtigkeit ist häufig die Grundlage für Innovation.

Die multikulturelle Metropole Wien und ihre Bereicherung durch die Balkanzuwanderung Von Corinna Metz, Bibliothek der Provinz 2017, Enzyklopädie des Wiener Wissens, Band XXIX, 196 S., € 22,00

Editor

Hubert Christian Ehalt, Herausgeber der Buchreihe "Enzyklopädie des Wiener Wissens" für die Stadt Wien.

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