Von Pest und Sprachlosigkeit

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Zugeschnitten auf eine Person, den Erzähler, und dann auf den Arzt Dr. Rieux: So hat Carl Philip von Maldeghem seine Version des Romans "Die Pest" von Albert Camus für die Bühne gerafft. Eine Person spielt zwölf. Es ist dies die Uraufführung der Arbeit des Intendanten des Landestheaters Salzburg, die als Drama fast ausschließlich aus Textstücken des Romans besteht. Christoph Wieschke steht allein auf der Bühne, vor einer gekalkten strukturierten Wand, die Zimmerwand und Stadtmauer ist.

Was ist denn diese Pest, die unvermutet über die algerische Küstenstadt Oran hereinbricht? In der Erzählung schleicht sich die Pest in Gestalt verendender Ratten ein, die aus ihren Löchern in immer größerer Zahl auftauchen, die Menschen stecken sich an in einem Ausmaß, sodass Oran zur geschlossenen Stadt erklärt werden muss. Dr. Rieux, der alle Fäden der gesundheitlichen Überwachung in der Hand hält, erweist sich als Protagonist des Absurden, der Vergeblichkeit aller Bemühungen.

Innerhalb der Stadt gibt es alle möglichen Reaktionen der Charaktere, die des Journalisten Rambert etwa, der von der persönlichen Glücksuche sich zur gemeinsamen Aufgabe der Pflege bekennt; die des Paters Paneloux, eines kirchlichen Hardliners der Sündenstrafe, oder die des Erbsen zählenden chronischen Asthmatikers. Zwischen dem Auftauchen der ersten toten Ratte und dem glücklichen Ende und Auslaufen der Seuche gibt es also viele tragischen Stationen des Nicht-mehr-weiter-Wissens und -Könnens.

"Dialog" mit einer Verstummten

Bis hin zur Sprachlosigkeit reicht ein anderes Stück in österreichischer Erstaufführung am Schauspielhaus Salzburg: Das umgeschriebene Drehbuch von Ingmar Bergmans "Persona", die Geschichte einer auf der Bühne plötzlich verstummenden Schauspielerin und ihrer Pflegerin, die, im Stil der nicht mehr recht überzeugenden Siebziger, in ihren Monologen von Sigmund Freud bis C. G. Jung alle Tiefen und Untiefen der Psychoanalyse bemüht. Übrig geblieben für heute ist ein Stück für zwei Schauspielerinnen: die verstummte Elisabeth Vogler und ihre Krankenschwester Alma, die immer mehr von ihrem Leben preisgibt, bis hin zur Auflösung der eigenen Identität.

Christine Warnecke ist Alma, die eindreiviertel Stunden lang spricht und spricht und spricht, eine anspruchsvolle Rolle, der die Schauspielerin voll gerecht wird. Sophie Hichert ist Elisabeth Vogler, die allein mit Aktion und Reaktion die "Dialog"-Partnerin abgibt -kein leichtes Unterfangen, dem Hichert aber souverän gewachsen ist (Regie: Judith Keller).

Beide Stücke wurden vom Publikum gefeiert.

Die Pest - Salzburger Landestheater 2., 7., 12., 13., 20., 21. Februar, 21., 25. März

Persona - Schauspielhaus Salzburg 30. Jänner, 1., 5.-7., 11., 13.-15., 17., 20. Februar

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