Wer ist Brigitte Sch. (50)?

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Die versammelten Medien des Landes durften mit Österreichs prominentestem Angeklagten zufrieden sein. Schon gleich nach Prozeßbeginn konnte etwa die Kronen Zeitung "Fuchs brüllt Haßparolen" (neben einem Bild des Protagonisten) titeln - und muß diesmal wohl keine Rüge durch den Presserat mit anschließender Schmach eines bestätigenden Gerichtsurteils fürchten. (Zur Erinnerung: Die Krone-Schlagzeile vom 8. Oktober 1997, "Ein Bild wie ein Geständnis", wurde nicht nur vom Presserat beanstandet, sondern Ende Dezember 1998 auch vom Handelsgericht Wien - bei welchem die Krone die Mitglieder des Presserates persönlich verklagt hatte - als verurteilungswürdiges Argumentationsniveau qualifiziert, das sogar "wesentlich schärfere Verurteilungen" als diejenige des Presserates rechtfertigen würde.)

Sogar die erste Goldmedaille Hermann Maiers wanderte besagten Tags an den Rand des Krone-Titelblatts. Und auch danach gab der Prozeß des Jahres einiges her: Etwa 48 Stunden später, als der Kronen Zeitung die Schlagzeile "Frau stört Fuchs beim Schimpfen" entschlüpfte. "Zuhörerin störte Fuchs: Franzi, kennst mich noch?" liest sich derselbe Sachverhalt titelmäßig im Blattinneren, erst genaue Leser entnehmen dem Bericht und dem Text zu einem Foto (auch ein Bild wie ein Geständnis?), daß es sich bei der Störperson um die Schriftstellerin Brigitte Schwaiger handelt.

Diese Information enthielt uns die unmittelbare Boulevardkonkurrenz vor: Auch täglich Alles berichtete über den Auftritt "einer Frau" beim Prozeß gegen den "Gröler von Gralla". Das - im Vergleich zur Krone - durch und durch bunte Blatt schreibt davon, daß die Frau "wie ein Groupie" kreischte und "extra mit dem Zug aus Wien" angereist war. Offenbar wahrt aber täglich Alles die Privatsphäre der im Text ohne weitere Information auch als "Buchautorin" Apostrophierten und bezeichnet sie konsequent als "Brigitte Sch. (50)". (Die eigene Leserschaft weiß ja wohl kaum, wer die Buchautorin ist, und was sie schrieb.)

Umso mehr muß eine Schriftstellerin a la Brigitte Sch. (50) in großem Horizont zu Wort kommen: Die Presse, Qualitätszeitung, berichtet daher - die Autorin nicht nur als Sachverständige dafür, wie das Salz ins Meer kommt, ausweisend - über Schwaigers Indizien für die Vermutung, daß der "Bomber im Auftrag eingeschworenener Agitatoren" gehandelt habe.

Ob nun gar eine - weitgehend verkannte - Dichterin als Neo-Expertin den Bombenprozeß erhellen wird?

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