Werke voller Würde - ob Narr, ob König

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Das Kunsthistorische Museum zeigt die erste monografische Ausstellung zu Velázquez im deutschsprachigen Raum - und präsentiert auch unbekanntere Seiten des Malerfürsten. Seine nüchtern realistische, moderne Sicht machte ihn zum Vorreiter der Impressionisten.

Seine Monarchenporträts kennt jeder. Dass Diego Velázquez aber auch Außergewöhnliches abseits jener schuf und andererseits ebendiese zu besonders großer Meisterschaft brachte, zeigt das Kunsthistorische Museum in seiner aktuell laufenden Ausstellung "Velázquez“. Silvia Ferino-Pagden, die sich mit dieser als Direktorin der Gemäldegalerie und nach 25-jähriger Tätigkeit am KHM verabschiedet, ist es gelungen, 46 Werke des Künstlers zu versammeln und seine gesamte Bandbreite zu präsentieren. Die chronologische Schau lässt nachvollziehen, wie Velázquez vom Handwerker, als welche Maler damals angesehen wurden, zum Malerfürsten und großen Künstler wurde. Das Kunsthistorische Museum besitzt selbst zwölf Arbeiten von Velázquez und seiner Werkstatt, wichtige Leihgaben kamen aus dem Prado, sogar solche, die üblicherweise nicht reisen dürfen.

Potential schon in jungen Jahren

Derart bekommt man Gelegenheit die erste monografische Ausstellung zu Velázquez im deutschsprachigen Raum zu bewundern. Der Anfang wird mit seinem Beginn in Sevilla gemacht, Madonnen- und Aposteldarstellungen finden ihren ersten Höhepunkt in einer Darstellung der Anbetung durch die Heiligen Drei Könige. "Schon in jungen Jahren zeigt sich hier Velázquez’ Potential, das Werk zeichnet sich durch hohen Realismus und das Strahlen des Kindes aus“, sagt Velázquez-Expertin Gudrun Swoboda vom KHM zur FURCHE. Auffällig ist auch, dass die Apostel bereits, wie später die Monarchen, vor einem grauen Nichts dargestellt sind, der Hintergrund ist für Velázquez unwichtig. "Er schafft es so, die zentralen Figuren in einer spannungsgeladenen Art und Weise ins Bild zu setzen“, so Swoboda.

Einen etwas anderen Velázquez als gemeinhin lernt man vor allem bei den "Bodegones“ kennen, Werken, die Szenen aus dem Alltag der einfachen Leute zeigen. Ein Höhepunkt ist der Wasserträger, hier beeindrucken abperlende Wassertropfen und die Würde des Mannes. Der Detailreichtum, die Verwendung des Lichts und der neue Blick auf das Altbekannte machten Velázquez schnell bekannt. Sein Ruhm reichte bis Madrid, wohin er als Hofmaler des jungen Königs geholt wurde.

Verflechtungen zum Wiener Hof

Der zentrale Raum mit den Monarchenporträts der Familie Philips IV. lässt verschiedenste Betrachtungsweisen zu. Einerseits sind natürlich die historischen Verflechtungen und Bezüge zum Wiener Hof interessant, verheiratete doch Ferdinand III. seine Tochter nach Spanien, deren Kind Margarita kehrte wiederum nach Wien zurück. Zuvor wurden dem Großvater und dem Zukünftigen mehrere Porträts geschickt, die daher im Besitz des KHM sind und zu den Hauptwerken Velázquez’ gehören. "Faszinierend ist, wie Velázquez Würde schon bei den Bildern der Kinder umsetzt“, sagt Swoboda.

Künstlerisch sind die Werke aus vielerlei Gründen interessant - Velázquez wählte oft einen lockeren Pinselstrich und unterschied sich auch in seiner Farbauswahl von seinen Zeitgenossen. Nicht nur den Impressionisten wurde er durch seine nüchtern realistische, moderne Sicht zum Vorreiter.

"Velázquez’ Talent war es außerdem, innerhalb der Enge des Protokolls dennoch virtuos zu malen, taktvoll zu sein und Defizite zu kaschieren“, sagt Swoboda. Auf den zweiten Blick finden sich in einigen Arbeiten Anspielungen und Finessen, so hält der Narr neben dem Thronfolger einen normalen Apfel anstatt dieser selbst den Reichsapfel. "Auch dass der früh verstorbene Felipe Prospero sich auf dem Porträt festhält und die Türe im Hintergrund geöffnet ist, könnte darauf hindeuten, dass er schon schwächlich war“. "Atemberaubend“ nennt Swoboda auch Velázquez’ Umgang mit Stoffen und sein Geschick, die Figuren besonders lebendig wirken zu lassen.

Würde und Lebendigkeit

Höhepunkt des dritten und finalen Raumes der Schau ist die "Rockeby Venus“ aus der National Gallery London. Auch diese weicht von Bildern des gleichen Sujets ab, Venus sieht zwar in den Spiegel, erblickt darin jedoch nicht sich selbst, sondern sieht den Betrachter des Gemäldes unverwandt an.

Dieses und weitere Gemälde zeigen, wie Velázquez nach seinem zweiten Italien-Aufenthalt neue Wege und seine Sujets in Mythen und wieder bei einfachen Figuren des Hofes, wie Narren, suchte. Doch egal, ob er einen König oder einen Narren malte, stets waren die Würde und die Lebendigkeit im Vordergrund.

Velázquez,

Kunsthistorisches Museum

bis 15. Februar 2015, Di-So, 10-18 Uhr, Do -21 Uhr, www.khm.at

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