Wo Polt nicht weint

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Komarek schrieb wieder über eine Landschaft: Das Ötztal.

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Komarek schrieb wieder über eine Landschaft: Das Ötztal.

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Alfred Komarek, Schöpfer des Kommissars Polt mit dem kriminalistischen und menschlichen Durchblick in "Polt muß weinen", blickt zur Abwechslung selbst hinter eine Fassade, räumt weg, was den Blick verstellt und schaut, was dahinter ist. Aber er ist zu seinem alten Metier zurückgekehrt und untersucht keinen Fall, sondern eine Landschaft. Diesmal das Ötztal. Also eine Gegend, die von Vorurteilen so himmelhoch eingekesselt ist wie von Klischees, von denen aber manches stimmt. Er schildert das Ötztal, wie er es sieht. Also sehr persönlich. Mit viel Interesse für einzelne Menschen, denen er kurze Kapitel widmet, vom Pfarrer bis zum berühmten Arzt. Und mit viel Geschichte und Geschichterln.

Doch Polt läßt grüßen: Komareks neues Buch hat doch auch wieder einiges mit einem Krimi gemeinsam. Wie die Wahrheit in einem verwirrenden Kriminalfall, verstecken sich hier der Karl Leiter, respektive die zwei Seiten über sein schweres, aber schönes Leben, oder die Informationen über "Landleben", Käserei, Lawinengeschichten und noch so manches andere Interessante, unter einer dicken, schönen Decke von Bildseiten, die es erst einmal blätternd zu durchdringen gilt. Der Leser als Detektiv vor einer Mauer des Schweigens. Das Buch hat nämlich kein Inhaltsverzeichnis und ist mit den Fotos von Guido Mangold so reichlich, so ästhetisch, wenn auch zum Teil etwas konventionell bebildert, daß man schon Gelesenes nur schwer wiederfindet.

Aber auch der Reiz des Ötztals und die gute Koexistenz des Fremdenverkehrs mit der bäuerlichen Identität beruht ja vielleicht nicht zuletzt darauf, daß es sein Wesentliches nur dem wirklich preisgibt, der sehr beharrlich danach sucht. Kommissar Polt-Komarek hat, wie man vermuten darf, noch gründlicher in die Tiefe geblickt und mehr erfaßt, als er preisgibt. H.B.

Das Ötztal Von Guido Mangold (Bild) und Alfred Komarek (Text), Haymon-Verlag, Innsbruck 1999, 256 Seiten, 260 Farbbilder, geb., Großformat, öS 698,-/e 50,72

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