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Alfred Komareks literarische Sozialstudien im Salzkammergut.

Daniel Käfer macht sich auf den Weg zurück nach Wien. "Aber dem Ausseerland konnte er ja doch nicht so einfach und ohne Ehrenrunde den Rücken kehren. Also fuhr er noch einmal die steile Straße ins Ortszentrum hinunter ..." Und das Salzkammergut hat ihn wieder. Die Metropole und die Arbeit müssen warten.

Alfred Komarek hat mit "Die Schattenuhr" seinen zweiten Daniel Käfer-Roman vorgelegt. "Die Villen der Frau Hürsch" bildeten den Auftakt zu dieser Romanreihe. Dass Komarek seine Figuren sehr gerne und erfolgreich mehrmals auftreten lässt, das hat er schon mit den Polt-Krimis bewiesen. So schnell nutzen sie sich ja auch wirklich nicht ab. Im Gegenteil. Das Wiedersehen mit bekannten Figuren macht sie für den Leser irgendwann wirklich zu Bekannten, drum sind ja Reihen auch so beliebt. Und damit der Autor nicht zu sehr mit seiner Figur identifiziert wird, hat er sich rechtzeitig eine zweite geschaffen. Nach dem Polizisten Polt kommt der arbeitslose Intellektuelle Käfer und tut sich anderweitig um.

Der Ex-Journalist Käfer geht zwar ebenfalls diversen Fällen nach, allerdings nicht unbedingt kriminalistischen. Recherchieren kann man schließlich auch ohne Leiche. Oder zumindest ohne frische Leiche. Denn der Mann, der da vielleicht im Salz liegt, der könnte allenfalls dem Ötzi Konkurrenz machen. So er denn gefunden wird. Und so er denn überhaupt existiert.

Komarek gräbt gern Lokalhistorisches aus, diesmal ist es die Geschichte des Salzbergwerks. Aber auch die Geschichte der Hallstätter und ihrer Marotten. Und die passende Kulisse dazu bildet der eiskalte See im Herbst. Nicht lieblich, sondern ziemlich klamm. Die Brücke zwischen Käfer und den Einheimischen machen diesmal vor allem die Gamsjägers, eine Witwe und ihr Sohn, der nach einem von Käfer verschuldeten Unfall schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Der Übeltäter wider Willen hat etwas gutzumachen und bemüht sich auch darum. Aber irgendwie sagt ihm keiner die Wahrheit, scheinen alle mit ihm zu spielen, nimmt ihn offenbar keiner so richtig ernst. Er ist und bleibt der Städter, der "Zuagraste", auch wenn man manchmal ein bisserl lieb ist zu ihm. Besonders beim Schnapstrinken.

Ein Wort gibt das andere, sie sind recht schlagfertig, diese Salzkammergutler, und schon ist der Käfer trotz allem mitten im Geschäft und im Geschehen. Ganz zufällig natürlich, einer wie er lässt sich ohnehin durchs Leben treiben und weiß nicht einmal wirklich, was er will.

Es ist weniger die Story, die Alfred Komarek hier erzählt, als die Sozialstudie, die beim Lesen fesselt. Das Zusammenspiel von vielen Kleinigkeiten und Verhaltensweisen in der Zusammenschau der Gesellschaft, die Art und Weise des Umgangs miteinander, während über allem unausgesprochen das Misstrauen schwebt. Ob berechtigt oder nicht, einem, der fremd ist, traut man eben nicht. So lange, bis er nicht mehr fremd ist. Vielleicht kommt der Käfer ja in jedem Band ein bisschen weiter. Und das nicht nur geografisch.

Die Schattenuhr

Roman von Alfred Komarek.

Haymon Verlag, Innsbruck-Wien 2005

207 Seiten, geb., e 17,90

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