Zeitgeschichte auf der Bühne

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Die Zeit des Nationalsozialismus in Frankreich und in Wien: Zwei Uraufführungen am Landestheater Salzburg halten die Erinnerung an diese Zeit wach. "Mythos Coco", eine Ballett-, und "Der Trafikant", eine Schauspiel-Uraufführung in den Kammerspielen.

"Mythos Coco" zeigt in einem großen Bilderbogen mit entsprechender Musik aus der Zeit zum 45. Todestag der Coco Chanel das 50. Handlungsballett von Peter Breuer. Maren Zimmermann hat dazu Libretto und Dramaturgie besorgt, Bruno Schwengl Bühne und Kostüme entworfen. Die Geschichte ist Zeitgeschichte zugleich: Eine Halbwaise mit Absolutheitsanspruch, allein erwachsen geworden, allein gelebt und allein gealtert - hinter ihrem glamourösen Leben steht eine einsame Kämpferin. Und eine Künstlerin unter Künstlern: Cocteau, Casals, Picasso, Strawinsky, Dalí.

Lebendiges Stück Geschichte

Coco Chanel war kein Sternchen der Halbwelt, sondern ein Star in der Welt der Künstler. Historisch bahnt sich der Epochenwechsel an, Coco wird wegen ihrer Beziehung zu Hans Günther von Dincklage, deutscher Sonderbeauftragter des Reichspropagandaministeriums, der Kollaboration verdächtigt. Über das Verhör sprach sie nie.

In Liliya Markina als junge Coco hat Breuer eine vielversprechende Tänzerin, Chanel mit ihren Temperamentausbrüchen ist die zuverlässige Anna Yanchuk, in schlimmen Phasen von ihrer Freundin Misia Sert (Cristina Uta), getröstet. Von Chanel bleibt in breiter Erinnerung das "Kleine Schwarze". Die Anstrengungen der Truppe Breuers haben mit "Mythos Coco" ein Stück Zeitgeschichte lebendig gemacht.

"Der Trafikant" nach Robert Seethalers Roman, von Volkmar Kamm in einer gediegenen Bühnenfassung für die Kammerspiele als Uraufführung eingerichtet, zeigt den Beginn des Nazi-Terrors in Wien: Franz (Hanno Waldner) lernt beim Trafikanten Trsnjek (Walter Sachers), wird ein Freund des Stammkunden Sigmund Freud (Axel Meinhardt), verliebt sich in die Praterhure Anezka (Nikola Rudle), womit er sich von der Mutter (Britta Bayer) emanzipiert. Ein clownesker Stückbegleiter (Sascha Oskar Weis) übernimmt geschickt die vielen, oft nur einige Sätze langen Nebenrollen. Infamie und Terror jener Zeit - ein Spiel gegen die braune Gefahr von rechts. Langer Applaus für "Coco" und den "Trafikanten".

Mythos Coco

Landestheater Salzburg, 16. Feb.

Der Trafikant

Landestheater Salzburg, 13. Feb.

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