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ALFRED MALETA / KEINE HOFUBERNAHME

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Am 8. September 1961 schrieb die „Presse“, er sei der „kommende Mann“, 1963 hielt man ihn auf dem ÖVP-Bundesparteitag für den Kandidaten, den ein Kompromiß zur Spitze führen könnte. Jetzt, 1968, sehen ihn viele wieder als Kompromißalternative: Dr. Alfred Maleta, als Parlamentspräsident zweiter Mann im Staate, hat auf dem niederösterreichischen Landesparteitag des

ÖAAB der amtierenden Partei- und Regierungsspitze einen Schuß vor den Bug gesetzt.

Wie kein anderer ÖVP-Politi- ker ist er der Berufsroutinier. Er wurde bei jeder Nationalratswahl der Zweiten Republik ins Hohe Haus entsandt und bekleidete immer die zweitwichtigsten Funktionen der Regierungspartei. 1951 bis 1960 Generalsekretär, in der gleichen Zeit auch Klubobmann im Parlament und Bundesparteiobmannstellvertreter.

Maleta ist Rechtsanwalt, lebte aber zeit seines Lebens für die und von der Politik: Vor dem Krieg Kammeramtsdirektor und seit 1945 immer Abgeordneter; daneben rückte er auch im Staatsdienst vor und wurde, mit durchgehender Beurlaubung, wie dies allgemein üblich ist, Ministerialrat des Sozialministeriums.

Seine Hausmacht ist für Maleta der Arbeiter- und Angestelltenbund, der faktisch größte Bund der ÖVP.

ln den Februartagen 1964 rückte er von Gorbach ab, als der Ruf nach Klaus als Bundeskanz ler immer stärker wurde. Und obwohl weder er noch sein Bund sich im harten Wahlkampf 1966 besonders engagierten, saß er mit Klaus und Withalm am Verhandlungstisch, als die Sozialisten aus der Koalition auszogen und die Volkspartei das unbekannte Los der Alleinverantwortung zog. Damals glaubten auch Kenner parteiinterner Vorgänge an ein „eisernes Dreieck der Verantwortung“ — aber es zerbrach schon viel früher am Kleinkrieg hündischen Zuschnitts.

Die Hoffnungen, die viele nach seinem Einzug in die Laudongasse — der Zentrale des ÖAAB — hegten, haben sich nicht ganz erfüllt. Zwar gewinnt der ÖAAB bei Betriebsratswahlen laufend Mandate, aber dies ist primär in soziologischen Umschichtungen begründet. Nur wenige faszinierende Persönlichkeiten der jüngeren Garde setzten dem ÖAAB Glanzlichter auf: einige wenige Intellektuelle, die vor allem dem Kreis um Dr. Karl Kummer angehörten: etwa ein Dr. Taus oder ein Dr. Kohlmaier.

So sitzen Maletas Feinde heute als Heckenschützen vor allem auch im ÖAAB. Nach acht Jahren an der Spitze, werfen sie ihm organisatorisches Versagen, zu große Flexibilität und falsche Personalpolitik vor.

Zu Josef Klaus hat Maleta sichtlich den Kontakt verloren, und für Withalm findet er vor versammeltem Parteivolk tadelnde Worte: man solle sich nicht durch Erklärungen die taktische Bewegungsfreiheit für die Zeit nach 1970 einengen.

Denn es könnte ja (das sagt Maleta natürlich nicht) die Möglichkeit bestehen, daß Klaus 1970 endgültig passė und Withalm auf Grund seiner Erklärungen zur Koalition nicht mehr glaubhaft sei. Wer aber bliebe als Kanzlerkandidat einer Koalition nach 1970 mit ÖVP-Üb er gewicht übrig? Maleta selbst schließt sich aus: „Ich bin außer Verdacht, ich will den Hof nicht übernehmen.“ Und solche Äußerungen steigern natürlich die Chancen des Mannes, der 1970 64 Jahre alt sein wird.

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