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Barry Goldwater — ein Symptom

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WARUM NICHT SIEG? Neuer Ausblick auf die amerikanische Politik. Von Barry M. Goldwater. Übersetzung aus dem Amerikanischen. Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See, 1964. 188 Seiten, Ganzleinen. Preis 12.60 DM. — DIE RECHTSRADIKALEN MACHTE IN DEN USA UND GOLDWATER. Von Fred J. Cook. Ubersetzung aus dem Amerikanischen. Ro-Ro-Ro-Taschenbuch Nr. 733. 169 Selten. Preis 16.30 S.

Goldwaters Buch „Warum nicht Sieg?“ will klären, worin das außenpolitische Programm des republikanischen Präsidentschaftskandidaten besteht. Es soll die Zielvorstellungen der politischen Richtung enthalten, die Goldwater „konservativen Amerikanismus“ nennt. Das außenpolitische Ziel Goldwaters, das auch das Ziel einer „gesunden konservativen Philosophie“ sein müßte, ist der politische Sieg im „kommunistischen Krieg“. Die USA befinden sich mit dem Kommunismus im Kriegszustand — der Krieg ist nicht etwa ein „kalter“, sondern ein „wirklicher“, und jeder, der das nicht sieht, nützt den Kommunisten. Diese sind eine internationale Verschwörung gegen Freiheit, Unabhängigkeit und Menschenrechte, gegen den „Amerikanlismius“. In diesem Krieg, „einer Phase des dritten Weltkrieges“, gibt es nur ein Entweder-Oder, nur Sieg oder Untergang.

Natürlich ist Goldwater kein zweiter Hitler. Dazu ist er viel zuwenig

„zoon politikon“, und es fehlt ihm auch die düstere Mystik des nationalsozialistischen Wunschdenkens. Es gibt aber einige Faktoren, die ihn in bedenkliche Nähe des Faschismus bringen. Dazu zählen vor allem die groben Vereinfachungen, auf denen seine Vorstellungen beruhen; dazu zählt ebenso, daß er zwar genau weiß, wogegen er ist, nämlich gegen den Kommunismus und die, die ihn aus Böswilligkeit und Dummheit unterstützen, die „Pazifisten und Kollaboratidnisten“, die „Radikalliberalen“, aber er führt nur sehr nebulos an, wofür er ist; dazu gehört auch sein unsachlicher, beleidigender Stil, der nicht nur an Faschismus, sondern auch an Chruschtschow erinnert (Castro ist eine „kleine, lärmende Marionette“, die „die Nase hochträgt“, ein „25-Cent-Clown“).

Seine Oberflächlichkeit und Ahnungslosigkeit — so bezeichnet er etwa die Regierung Cyrille Adoula, dieselbe, die den Lumumba-Nachfol-ger Gizenga verhaften ließ, als „kommunistisch beherrscht“ — kennzeichnen ihn ebenso wie seine Naivität. Er schreibt zum Beispiel, wenn die „Gleichberechtigung der Bantus zur Folge hat, daß die Südafrikanische Union aus dem westlichen Lager gedrängt wird, muß man den Bantus klarmachen, daß sie ihre Personalausweise noch etwas länger mit sich herumtragen müssen“. Wie macht man das aber den Bantus nun klar?

Ein Angriff auf Goldwater schärfster Art ist das in Form einer Biographie des Senators geschriebene Buch von F. J. Cook. In der Hitze des Wahlkampfes, für den Wahlkampf geschrieben, geht das Buch dadurch, daß hinter jeder Zeile die Absicht, Goldwater abzuwerten, deutlich hervortritt, manchmal hart an den Rand der Seriosität. Dennoch arbeitet Cook sehr gut die Verknüpfungen Barry Goldwaters mit dem amerikanischen Rechtsextremismus heraus und analysiert den Humus, auf dem die John-Birch-Society ebenso gedeihen konnte wie .tlie Goldwater-Kampagne. Isolationisten und Rassisten, prinzipielle Gegner der Washingtoner Bundesregierung und Leute, die noch tief in der Wild-West-Mentalität verhaftet sind, ohne das 20. Jahrhundert bewältigen zu können, sowie Amerikaner, die überall finstere Verschwörer wittern, bilden die verschiedenen rechtsextremistischen Gruppen. Hier konnten solche Unsinnigkeiten wie die Verbindung der Forderung nach einer Schwächung der staatlichen Zentralgewalt mit der nach einem möglichst hohen Militäraufwand entstehen, und hier fand der persönlich so charmante Senator aus Arizona, der mit einigen wenigen Formeln alle politischen Probleme lösen will, seine treue Gefolgschaft. Anton Pelinka

KUNSTDENKMAL UND KULTURHISTORISCHES DOKUMENT ist der Grabstein für Herrn Ulrich v. Ernau in Moosburg (1607). Das Relief ist das Hauptwerk des Kärntner Bildhauers Martin Pacobello. In der Buchreihe des Landesmuseums für Kärnten erschien nun unter dem Titel „Barock und Klassizismus in der Grabplastik Kärntens“ eine prägnant abgefaßte Arbeit Richard Milesis über dieses Spezialthema (35 Textseiten, 62 Abbildungen, Preis 135 S). Neben Corradinis virtuosen Statuen in Gurk und dem Henckel-Donnersmark-Mausoleum in Wolfsberg mit der archetypischen, ruhenden Porträtfigur, ist auch das Wirken des um 1890 in Wien schaffenden Spätklassizisten Josef Kassin in diese beachtenswerte Untersuchung einbezogen.

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