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Die Progressive Mitte hofft

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Am 23. Jänner 1969 gehen Österreichs Studenten zu den Urnen, um ihre Vertreter in der österreichischen Hochschülerschaft zu wählen. Diesen Wahlen kommt entscheidende Bedeutung zu, da sie im Zeichen der Studentenunruhen der letzten zwei Jahre stehen. Derzeitige „Regierungspartei“ ist die österreichische Studenten-Union, die aus dem Wahlblock hervorgegangen ist. Sie stand unter starkem Druck, insbesondere von der linken Seite. Die von ihr geführte Hochschülerschaft kann jedoch auf einen schönen Erfolg hinweisen: Das in Obertrum beschlossene studentische Hochschulreformkonzept wurde zum Angelpunkt der Hochschulreform in Österreich überhaupt Dieses Konzept provozierte zahlreiche Stellungnahmen und führte zur Einsetzung jener parlamentarischen Hochschulreformkommission, die zügig die Hochschulreform durchführen soll.

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Am 23. Jänner 1969 gehen Österreichs Studenten zu den Urnen, um ihre Vertreter in der österreichischen Hochschülerschaft zu wählen. Diesen Wahlen kommt entscheidende Bedeutung zu, da sie im Zeichen der Studentenunruhen der letzten zwei Jahre stehen. Derzeitige „Regierungspartei“ ist die österreichische Studenten-Union, die aus dem Wahlblock hervorgegangen ist. Sie stand unter starkem Druck, insbesondere von der linken Seite. Die von ihr geführte Hochschülerschaft kann jedoch auf einen schönen Erfolg hinweisen: Das in Obertrum beschlossene studentische Hochschulreformkonzept wurde zum Angelpunkt der Hochschulreform in Österreich überhaupt Dieses Konzept provozierte zahlreiche Stellungnahmen und führte zur Einsetzung jener parlamentarischen Hochschulreformkommission, die zügig die Hochschulreform durchführen soll.

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Ausgehend von der Studentenrevolte In Berlin, kam es schon nach den Studentenwahlen im Jahre 1967 zu einer überraschenden Radikalisierung der sozialistischen Studenten. Im Verband der Sozialistischen Studenten Österreichs (VSSTÖ), der von der SPÖ geführt wird und von ihr finanziell abhängig ist, kam es zu einem radikalen Führungswechsel. Die von den jungen Mitgliedern als parteikorrupt disqualifizierten langjährigen Führer (Roszenich, Lacina und Kubicek) wurden durch radikale SDS-geschulte Funktionäre (Lehmann, Kowalsky) ausgetauscht. Nicht mehr die Parteikarriere, sondern die Gesellschaftsrevolution, die sich gegen das Establishment — ÖVP und SPÖ — richtete, wurde mit Elan betrieben. Hatten sich die sozialistischen Studenten bis dahin kaum hochschulpolitisch betätigt, so wurde die Hochschulpolitik zum willkommenen Exerzierfeld gesellschaftspolitischer Forderung. Nicht nur die Hochschülerschaft geriet ins Schußfeld der sich selbstbewußt als „Neue Linke“ bezeichnenden Jungrevolutionäre, auch der „große Bruder“, die SPÖ, blieb nicht ungeschoren. Am 1. Mai 1968 kam es zum offenen Krieg. Jungsozialisten zogen vor das Wiener Rathaus und forderten vom SPÖ-Bürgermeister Bruno Marek eine Diskussion über den Beschäftigungsstand der Elin-Werke. Dieser, wegen der bevorstehenden Rundfunkübertragung besorgt, rief nach der Polizei, die die allzu diskussionsfreudigen „Idealisten“ wegprügelten, und gab schließlich der Blasmusikkapelle Einsatzbefehl...

Parteivorsitzender Bruno Kreisky schrieb harte Briefe, und die verhinderten Jungrevolutionäre gingen in sich Fast die Hälfte der sozialistischen Studenten trat unter Führung von Peter Jirak aus dem VSSTÖ aus und gründete den SÖS (Sozialistische österreichische Studenten).

Der Rest, unter ihnen der Hauptverantwortliche für das Rathausspektakel, Silvio Lehmann, tat Buße und erklärte sich zur SPÖ loyal. Dies tat den Aktionen der Marcuse-Jünger jedoch keinen Abbruch, zumal viele von ihnen heimliche Mitglieder von VSSTÖ als auch SÖS wurden.

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