Grasser und der böse Wolf

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Die "0,06-Prozent-bip-Solidarität" hatte der Finanzminister im zib-2-Studiogespräch mühsam gegen die hartnäckigen Fragen Armin Wolfs zu verteidigen: "Noch einmal: Sie hatten doch erklärt, Sie würden nicht mehr als ein Prozent des bip als eu-Beitrag Österreichs akzeptieren! Und jetzt geben Sie sich mit 1,06 zufrieden. Also haben Sie doch nachgegeben, oder?" "Nachgegeben haben" zu Ungunsten Österreichs kommt absolut nicht gut. Armin Wolf spielt lustvoll ein bisschen Kronen Zeitung. Also muss beschwichtigt werden: immerhin sei man mit den 1,06 Prozent näher bei den versprochenen "ein Prozent und nicht mehr" als bei den von den "Brüsselern" geforderten 1,24 Prozent. "Aber noch einmal: Sie haben ursprünglich angekündigt ..." Noch ein Schäuferl Krone nachgelegt. Jetzt probiert es der Finanzminister doch mit der Solidarität innerhalb der eu, ohne die es letztlich keine "Europäische Union", also Einigung und Gemeinschaft gebe.

Huch, muss das schwer sein mit der innenpolitischen Argumentation einer über Österreich hinausgehenden Solidarität! Und da ging es erst einmal nur ums unmittelbare europäische Umfeld. Nicht auszudenken, wenn ein Politiker die vor längerem feierlich von Österreich mit versprochenen 0,7 Prozent des bip als Beitrag zur globalen Entwicklungspartnerschaft argumentieren müsste.

Dabei ist eine gerechtere Welt die einzige packende Leitgeschichte, die Politik noch bieten kann. Die heute Jungen tun mir leid. Uns hat seinerzeit die Politik noch große und begeisternde Leitgeschichten erzählt. Von der Einigung des ganzen Europa, von einer gerechteren Gesellschaft und Weltordnung. Heute werden die Geschichten an der Börse erzählt. Von den "großen Chancen auf den Wachstumsmärkten" und Ähnlichem. Und angesichts dieses Schrumpfweltbildes der Erwachsenen sollen die Jungen nicht irgendetwas zwischen lethargisch und zynisch werden?

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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