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Krach im Bundes jugendring

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Im Österreichischen Bundesjugendring, der in den letzten Jahren schon sehr häufig Ziel der Kritik war, steht das Barometer wieder einmal auf Sturm. Schrieb man bei der Gründung des ÖBJR noch große Ideale auf die Fahnen, so wird die Organisation, wie Eingeweihte glaubwürdig versichern, heute nur noch durch die Klammer der Subvention aus dem Bundesjugendplan zusammengehalten. Herren im ttBJR sind vier Großorganisationen, gegen deren Brosamenverteilung die peripheren Vereine immer wieder aufmucken.

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Im Österreichischen Bundesjugendring, der in den letzten Jahren schon sehr häufig Ziel der Kritik war, steht das Barometer wieder einmal auf Sturm. Schrieb man bei der Gründung des ÖBJR noch große Ideale auf die Fahnen, so wird die Organisation, wie Eingeweihte glaubwürdig versichern, heute nur noch durch die Klammer der Subvention aus dem Bundesjugendplan zusammengehalten. Herren im ttBJR sind vier Großorganisationen, gegen deren Brosamenverteilung die peripheren Vereine immer wieder aufmucken.

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Der neueste Angriff stammt vom katholischen Mittelschüler-Kartellverband (MKV), der vor allem in den Bundesländern bei den Obermittelschülern eine beachtliche Organisa- tionsdichte erreicht hat. Der MKV fühlt sich nämlich bei der Nominierung der zwei Vertreter des ÖBJR für die Schulreformkommission glatt übergangen.

Unter Umgehung des hiefür zuständigen Vorstandes des ÖBJR hat das nahezu allmächtige Präsidium das Vorstandsmitglied des Verbandes sozialistischer Mittelschüler, Peter Schdeder, sowie den 2. Sekretär, Otto Kauer, als ÖBJR-Vertreter nominiert. Kauer kommt nicht aus einer Mittelschülerorganisation und stellt nach Ansicht des MKV keineswegs einen Ausgleich für den Vertreter des linksextremen VSM dar.

In einer in diesen Tagen erscheinenden Nummer seiner Verbandszeitschrift „couleur“ bekundet der MKV über die Entscheidung des ÖBJR- Präsidiums „Befremden und Bestürzung“. Die Stellungnahme der Zeitschrift schließt mit einem äußerst scharfen Vorwurf: „Der BJR habe damit den .letzten Rest demokratischer Fassade verloren1.“

Der MKV erwartete die Berufung eines Vertreters nämlich nicht auf Grund seiner bloßen Existenz. Schon im Vorjahr, lange bevor die innerpolitischen Wogen in dieser Frage hochgingen, hatte der MKV eine Refonm des höheren Schulwesens postuliert und ein detailliertes Konzept vorgelegt, wie es von anderer Seite bis heute nicht geschehen ist.

VSM protegiert

Besonders tief wurde der MKV dadurch getroffen, daß der kleinere VSM berücksichtigt wurde, der in letzter Zeit nur durch wüste Beschimpfungen der Kirche und nicht wiederzugebende Moralthesen in der Zeitschrift „frontal“ aufgefallen ist. Von der Bezeichnung der Kirche als „anarchistische Bestie mit blutunterlaufenen Augen“ über die religiöse „Technik systematischer Vertrotte- lung“ fehlt bis zur Forderung nach vollkommener sexueller Freizügigkeit der Mittelschüler nichts in den Enunziationen des VSM.

Und genüßlich zitiert die MKV-Zeit- schrift Stimmen der Sozialistischen Jugend über den VSM: „Leider gibt es auch Orgianisationan, die fast gegen alles sind, die nur wenig mit- arbeiten, aber dafür dann boshaft kritisieren; den traurigen Rekord hält dabei...: Der Verband sozialistischer Mittelschüler... Wir haben uns oft gefragt, ob und warum ein eigener sozialistischer Mittelschülerverband in Österreich notwendig ist, jetzt wissen wir es mit Bestimmtheit: Weii für solch eine Haltung in der Sozialistischen Jugend kein Platz ist.“

Der MKV, der in den letzten Jahren aus dem Schatten des „großen Bruders“ CV als sehr eigenständige Jugendorganisation hervorgetreten ist, hat unverzüglich am Minoriten- platz vorgesprochen und als schwachen Trost die Versicherung bekommen, wenigstens am laufenden gehalten zu werden. Der österreichische Bundesjugendring hat aber durch seine unsachliche Entscheidung wieder eine Hypothek mehr auf sich geladen.

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