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Nicht unbedingt Krieg mit dem Rektor

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„FURCHE“-Gespräch mit Wolfgang Stickler, Vorsitzender der Hochschülerschaft der Universität Wien

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„FURCHE“-Gespräch mit Wolfgang Stickler, Vorsitzender der Hochschülerschaft der Universität Wien

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FURCHE: Sie haben in einem Flugblatt unter dem Titel „Der Rektor läßt die Maske fallen“ schwere Angriffe gegen Professor Zerbst gerichtet.

STICKLER: Da müßte man ausholen, beginnend bei der Rektorswahl. Der jetzige Rektor ist bekanntlich in einer Vorwahl der Studenten durchgef allen. Wir haben aber dann in einer beispiellosen Selbstverleugnung versucht, mit ihm doch noch ins Gespräch zu kommen; das ist auch geschehen. In einem Gespräch hat Rektor Zerbst mir gegenüber sehr positive Äußerungen gemacht, so daß ich mich veranlaßt gesehen habe, diese Äußerungen in einer Aussendung zu veröffentlichen. Unverständlicherweise ist Rektor Zerbst von manchem wieder abgerückt.

FURCHE: Sie als Vorsitzender der Hochschülerschaft sind in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt. Einerseits werfen Ihnen der RFS und manche Gruppen der Akademikerbund-Studenten Linksanfälligkeit vor, anderseits ist Ihr Kampf mit dem Rektor und letztlich Ihre Position auch in Ihren eigenen Reihen nicht unumstritten.

STICKLER: Da sind Sie falsch informiert. In den eigenen Reihen bin ich nicht umkämpft. Das war vielleicht zeitweise der Fall, als es um das Mensa-Problem ging. FURCHE: Bleibt der RFS

STICKLER: Hier würde ich die Lage schon etwas differenzieren. Der RFS ist für uns nicht einmal ein so großer Gegner, wie die Linken es sind.

Es ist eine Tatsache, daß die Neue Linke bewußt von der Hochschülerschaft weggeht und versucht, die Institutsvertretungen zu unterwandern. Und gerade das ist das Bedenkliche an der Situation; weil wir uns keineswegs identifizieren können mit gewissen plebiszitären Elementen, die von der Neuen Linken hochgespielt werden. Wir können uns auch nicht identifizieren mit der dauernden Aushöhlung des studentischen Parlamentarismus, der von der Neuen Linken betrieben wird.

Es war bisher nämlich so, daß an einzelnen Instituten irgendwelche obskure Gremien die Institutsvertreterwahlen inszeniert haben. Und man weiß, daß in Hörsälen bei einer anonymen Masse derjenige Akteur alles durchbringen kann, der das auch will.

FURCHE: Wären nicht trotzdem Reformen innerhalb der Hochschülerschaft angebracht?

STICKLER: Daß Reformen innerhalb der Hochschülerschaft notwendig sind, daran besteht kein Zweifel.

FURCHE: Neben den Institutsvertretern, also eigentlich der

„Neuen Linken“, bleibt als Gegner noch immer der Rektor. STICKLER: Ich möchte betonen, daß wir mit dem Rektor diesen Krieg nicht weiterführen wollen, vermutlich läßt sich nach diesen vielen Mißverständnissen doch noch eine Einigung erzielen. FURCHE: War also Ihr Krieg mit dem Rektor nur eine taktische Maßnahme und ziehen Sie jetzt zurück?

STICKLER: Ich möchte das nicht als Rückzieher bezeichnen. Wir werden sicher zu keiner Einigung gelangen können, wenn verschier dene Punkte von uns nicht akzeptiert werden. Da ist vor allem das Dabeisein im Akademischen Senat. Darauf werden wir beharren.

FURCHE: Zusammenfassend kann man also sagen, daß eine Einigung mit dem Rektor durchaus möglich, eine Selbstbesinnung der Hochschülerschaft durch Reformen zu erwarten ist und eine Auseinandersetzung mit der Linken bevorsteht?

STICKLER: Ja, ja, ich glaube, daß es über kurz oder lang hier zu einer sehr harten Auseinandersetzung kommen wird, da mit den Begriffen der repräsentativen parlamentarischen Demokratie nicht länger Schindluder getrieben werden darf.

FURCHE: Die Gefahr für Sie liegt links?

STICKLER: Ja.

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