Schmutzige Luft-Geschäfte

What to do?" sprach Mister Dirty, leicht genervt von Nikotin-Entzugserscheinungen, schob einen Block Kaugummi zwischen sein vergoldetes Gebiß und spülte mit Whisky nach. Das Problem, worüber der große Boß so angestrengt nachsann, war die Frage, wie einige Fässer Altöl, die auf dem Baugelände für das Environment-Development-Building lagerten, preiswert entsorgt werden können. Eine schwierige, hochverantwortHche Entscheidung! Denn soeben war ein Fax der Inter-transport Corp. eingetroffen, welches saftige Preiserhöhungen ankündigte: 15 Prozent mehr für den Transport und gleich 80 Prozent mehr für die Endlagerung in Guinea. Die Kapazitäten seien knapp, der Markt überfragt. Vor der Küste seien Organe von Greenpeace gesichtet worden.

Mißgelaunt schob Mr. Dirty die Pläne für das 35stöckige Bauwerk auf seinem Tisch beiseite und fütter

te den Computer mit den Kalkulationsdaten.

Mister Clever trat ein, registrierte die mißliche Laune seines Chefs, der soeben einen Stützpunkt für seine Beine auf dem Schreibtisch gesucht hatte. Clever ahnte, worüber sich Dirty ärgerte. Dieser knurrte: „Burn out geht nicht mehr! Wäre die einfachste Lösung gewesen!"

„Morgen ist Auktion", erwähnte Clever möglichst sachlich, lun den Boß nicht noch mehr zu reizen. „Wollen Sie einen venezianischen Luster für Ihren Bungalow ersteigern?" versetzte Dirty grimmig.

Clever schüttelte den Kopf „Noch nichts von Dames & Moore gehört, oder von Cantor Fitzgerald? Tolle Idee, sage ich Ihnen! Da werden Verschmutzungsrechte versteigert. Sie wissen doch, Smog-Certificates vom Regional Clean Air Incentives Market RECLAIM."

In Dirtys Miene wich das Unbehagen einem steigenden Interesse. Natürlich hatte er von RECLAIM gehört. Wieder eine von diesen wirtschaftsfeindlichen Umwelt-Aktivitäten in Kalifornien. Auch die offensichtliche Ungerechtigkeit war ihm nicht entgangen. Nur 390 Unternehmen, die umweltfreundlich produzieren, hatten anfangs 1994 für ihre Rest-Luftverschmutzung eine Art Oko-Punkte erhalten.

Für 600 Dollar, so der zu erwartende Kurs, darf man eine Torme Stick- oder Schwefeldioxid in die Luft blasen. Und damit auch andere Firmen drankommen, sind die RECLAIM-Certificates zu verkaufen oder zu versteigern. Wer seinen Gift-Kamin dichtmacht, der kann seine Rechte bei Dames & 'Moore dem Meistbietenden überlassen. Das System hatte Mr. Dirty gefallen. Der Markt hat immer recht. Was ihn ärgerte und weshalb er die ganze Aktion nicht weiter zur Kenntnis nahm.

das war die Lobby, die wieder einmal an seiner Incorporation vorbeigegangen war. Eine Baufirma er-lielt keine RECLAlM-Certificates. Wohin also mit den Ölfässem?

Clever hatte den Erinnerungsvorgang in Dirtys Gehirn verfolgt. Die Computer-Kalkulation kam neuerlich in Gang. Die Männer schwiegen. Dirty ließ ausdrucken. „Break even point bei 700 Dollar", sagte er, nunmehr umgänglich und fast gutmütig. Clever überflog den Ausdruck. Mehr als eine Tonne Dreck-Dioxid ist in allen diesen Fässern sicher nicht drin. Er rief das Sekretariat an: „Besorgen Sie die Analysen!"

„Okay!" sagte Dirty. „Morgen in die Auktion bei Dames & Moore, steigern bis 700, bestens kaufen, dann verbrennen lassen. Nächste Woche muß der Bauplatz frei sein!"

Clever hatte sich mehr Anerkennung für seinen Vorschlag erwartet als diese knappe Anordnung. Aber so war eben Dirty, immer sachhch in Geschäften, kühl berechnend.

„Worauf warten Sie noch!"Clever murmelte einen knappen Gruß und ging-