Zum Gedenken an Karl Prantl

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Am Freitag der vergangenen Woche ist Karl Prantl fast 87-jährig gestorben. Er war Steinbildhauer. Seine Kunst hat er den Steinen gewidmet. Durch sie war er in einem fortwährenden Gespräch nicht nur mit den Steinen, die ihm als etwas Lebendiges galten, sondern mit Menschen in aller Welt.

#Kunst ist Hilfe# hat er einmal gesagt. Hilfe zur Erinnerung, Hilfe zur Begegnung, zur Versöhnung, zur tieferen Einsicht in das, was es bedeutet, heute zu leben. Karl Prantl lebte konzentriert gegenwärtig und hatte ein sehr waches Geschichtsbewusstsein. Durch seine Kunst hat er vielfältig dazu beigetragen, Grenzen überschreitbar zu machen. Seit 1959 trafen sich im Steinbruch von St. Margarethen im Burgenland Bildhauer aus Ost und West. In Steinen hat Karl Prantl die Erinnerung an Menschen wach gehalten, die von Nationalsozialisten ermordet und gequält worden sind.

Seine Kunst war streng und von großer Sinnlichkeit zugleich. Die Steine wurden in der ihnen eigenen Schönheit zum Leben gerufen. Anders lässt sich das nicht benennen. Karl Prantl hat es vermocht, dem Unbelebten und Stummen Leben und Sprache zu schenken. Seine Steine atmen.

Als Künstler ist Karl Prantl in Österreich wenig verstanden worden. Als Mensch hat er sich dem Kunstbetrieb verweigert. Er war katholisch, ist aber von der Kirche kaum verstanden worden. Er war widerständig, mitunter gewaltig zornig. Die Bedeutung seiner Kunst ist im internationalen Kontext zu sehen. In ihm wird sie auch erhalten bleiben.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat Karl Prantl in seinem Heimatort Pöttsching ein wunderbares Skulpturenfeld geschaffen, gemeinsam mit seiner Frau Uta, der Tochter Katharina und dem Sohn Sebastian. Ihnen ist dieses Erbe nun anvertraut. Es ist in guten Händen.

* Der Autor ist Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche in Wien

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