Zwei Gauner und ein Premier

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Was haben ein flüchtiger italienischer Mafia-Boss, ein verurteilter italienischer Ex-Regierungschef und ein amtierender italienischer Ministerpräsident gemeinsam? Sie alle sind im Clinch mit der Justiz.

Was unterscheidet die drei voneinander? Der Mafioso Benedetto Marciante war von der letztwöchigen Rede des Papstes im italienischen Parlament so gerührt, dass er schnurstracks ins Gefängnis ging, um dort reuig seine 30-jährige Strafe anzutreten.

Der frühere Langzeit-Premier Giulio Andreotti akzeptierte das Urteil eines Gerichts in Perugia, das ihn eines Mordauftrags bezichtigt und zu 24 Jahren Haft verurteilt. Und das, obwohl es sich, so Andreotti, um einen "seltsamen Mord" handeln müsse, für den zwar angeblich ein Auftraggeber da sei, "aber keiner, der den Mord verübt hat".

Von solcher Art Vertrauen in die Justiz hält der Dritte in der Reihe, Regierungschef Silvio Berlusconi, nichts. Für ihn ist sein Vorgänger das "Opfer einer verrückt gewordenen Justiz". Und Berlusconi, gegen den mehrere Verfahren laufen, sieht sich dadurch nur noch mehr in seinem Feldzug gegen die "politisierten Richter" bestätigt.

Was lernen wir aus dem Vergleich? Mafiosi und Expremier sind gerichtlich bestätigte Gauner, aber sie glauben an den Rechtsstaat. Bei Berlusconi fehlt die Bestätigung, ein Gauner zu sein; dass er nicht an den Rechtsstaat glaubt, hat er aber erneut bewiesen. WM

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